Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (378) WISSENSCHAFT NICHT WIRKLICH NEU Zum Beitrag „Studie aus Basel: Neue Muskelschicht des M. masseter entdeckt“, zm 3/2022, S. 18–20. Mir gefällt die von der Autorin gewählte Überschrift zu dem Bericht über die Studie von Mezey, Türp et al. nicht: „Neu entdeckt“ passt hier nicht zum dargestellten Sachverhalt, denn wie die Autoren der Studie im ebenfalls abgedruckten Interview selbst sagen: Das Ganze ist eigentlich nicht wirklich neu. Die „neue“ Schicht wurde ja letztlich bereits lt. Türp „in mehreren einschlägigen Werken, u. a. bereits im Jahr 1845 erwähnt“ und z. B. „von Toldt in einem Atlas aus dem Jahre 1908 näher beschrieben“. Der Originaltitel der Studie lautet übrigens dementsprechend auch anders. Hier steht nämlich: „The human masseter muscle revisited: First Description of its coronoid part“ – und in der Einleitung der Publikation, wenn auch nicht so deutlich wie im Interview, wird immerhin von den Autoren von bereits bestehenden historischen Publikationen zur gleichen Sache gesprochen („However, a few historical texts mention the possible existence of a third layer as well, but they are extremely inconsistent as to its position“). Das Bemerkenswerte an der Arbeit von Mezey, Türp et al. ist also nicht, dass sie eine Muskelschicht ganz neu entdeckt haben, sondern dass sie sich Offenheit, Aufmerksamkeit, Respekt und Wertschätzung auch gegenüber historischer Fachliteratur bewahrt haben und hierdurch auf diese bislang übersehene, vergessene Struktur neu gestoßen sind, um diese anschließend selbst noch einmal vertieft systematisch zu analysieren und strukturell wie funktional noch näher zu charakterisieren. Dr. M.C. Müller, Hannover M.A. „Integrated Practice in Dentistry“ ZAHNMEDIZIN ES GEHT AUCH UM ENDODONTIE Zum Beitrag „Der besondere Fall mit CME: Vom Abszess im Unterkiefer zur Intensivstation“, zm 3/2022, S. 26–29. Diese Fallvorstellung beschäftigt sich mit den dramatischen Folgen einer apikalen Parodontitis an Zahn 36. Dabei sollte klar sein: Es geht hier auch um Endodontie, denn 36 war zuvor endodontisch therapiert worden – und das leider nicht gut: Die Wurzelfüllungen sind unzureichend, das OPG zeigt es klar. Solche ausgedehnten apikalen Parodontitiden – trotz Endotherapie wie in diesem Fall – sind regelmäßig das Ergebnis mangelnder Aufbereitung und Obturation. An 46 sieht es übrigens keineswegs besser aus, im Gegenteil: Auch hier sind ausgeprägte Osteolysen bei zu kurzen, inhomogenen Wurzelfüllungen erkennbar. Es wäre daher kurzsichtig, diesen Fall nur nach seiner dramatischen weiteren Entwicklung zu beurteilen. Er zeigt ein strukturelles Problem praktizierter Endodontie. Private Endodontie ist inzwischen meist hervorragend, die „Breitenendo“ über GKV jedoch viel zu oft eher kritikwürdig. Das liegt am hoffnungslos überholten GKV-Katalog. Ohne verbindliche Mindeststandards – einschließlich Spülungen – und eine bessere Bezahlung (Gebühren) durch die GKV wird es nicht gehen, wenn man solche traurigen Fälle wirklich reduzieren will. Denn solche Endodontie grenzt an Körperverletzung. In diesem speziellen Fall sogar beidseitig. Der Patient hätte gute Chancen, vor einem Gericht die Fehlbehandlung zu belegen, denke ich. Das alles war also vermeidbar. Und 46 müsste dringend rechtzeitig revidiert werden, sonst droht sogar eine Wiederholung. Dr. Paul Schmitt, Frankfurt/M. Tätigkeitsschwerpunkt Endodontie Leserforum Foto: stock.adobel.com Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an: leserbriefe@zm-online.de oder Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht.

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