Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm112, Nr. 6, 16.3.2022, (516) Wachstum des Befunds in die Tiefe (Abbildung 3). Die Patientin wurde darauf über zwei wesentliche Therapiealternativen aufgeklärt: die Entfernung der Raumforderung über einen extraoralen Zugang und deren potenziellen Risiken (hängende Unterlippe durch Schädigung von Ausläufern des Facialisnerven, Narbenbildung) mit dem Vorteil der histologischen Sicherung gegenüber dem Belassen der Läsion und einer engmaschigen Verlaufskontrolle ohne Entitätssicherung. Die Patientin entschied sich für unsere Empfehlung der Exzision des Befunds bei vorhandenen Beschwerden und der langsamen Größenzunahme. Intraoperativ wurde der Befund über einen submandibulären Schnitt unter Darstellung und Schonung des Nervus facialis in toto entfernt (Abbildungen 4 bis 6). In der histologischen Aufbereitung zeigte sich ein Hibernom mit zahlreichen großen uni- sowie plurivakuolären, lipidreichen Zellen (Abbildung 7). Bei einer Nachsorgezeit von nunmehr einem Jahr zeigte sich kein Anhalt auf das Vorliegen eines Rezidivs. DISKUSSION Hibernome sind gutartige adipogene Tumoren. Die Tumorzellen entstehen aus unreifen Vorläuferzellen und differenzieren zu Zellen, die eine starke Ähnlichkeit mit den Adipozyten des braunen Fettgewebes haben. Vereinzelt wird jene histologische Ähnlichkeit mit braunem Fettgewebe von Winterschläfern („hibernating animals“) zur Erklärung der Namensherkunft herangezogen [Lawson und Biller, 1976; Lee et al., 2006]. Sie manifestieren sich insbesondere in der Nacken- und Achselregion, subclavikulär, im Mediastinum und im Abb. 3: MRT T1-gewichtet in der axialen Schicht (A) und in der koronaren Schicht (B): Hier zeigt sich ein scharf begrenzter Befund mit Unterbrechung des Platysmas. Quelle: Radiologie, Unimedizin Mainz CME AUF ZM-ONLINE Hibernom: Ein seltener Befund Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Abb. 4: Intraoperativer Situs: Über einen submandibulären Zugang wird der Befund, der sich deutlich vom umliegenden Fettgewebe abgrenzt, in toto entfernt. Abb. 5: Intraoperativer Situs nach Entfernung des Befunds, Darstellen und Schonen des N. marginalis (Pfeil) Foto: K. Sagheb Foto: K. Sagheb 38 | ZAHNMEDIZIN

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