zm112, Nr. 6, 16.3.2022, (522) Der Erhalt der natürlichen Zahnsubstanz hat für die Zahnmedizin über die Jahre hinweg immer mehr an Bedeutung gewonnen. Viele Patienten sind mittlerweile bereit, dafür umfangreiche Behandlungen in Kauf zu nehmen. Dass diese überhaupt möglich sind, haben wir den großen Fortschritten in den vergangenen Dekaden zu verdanken. So verschieben beispielsweise die Einführung (maschineller) Niti-Instrumente, das Operationsmikroskop und modifizierte Spülprotokolle in der Endodontie auch die Grenzen des Möglichen in der Zahnerhaltung: Es gelingt immer besser, komplexe Fälle vorhersagbar mit guter Prognose zu lösen. Im Folgenden möchten wir unsere Erfahrungen mit der Amputation einzelner Wurzeln an Oberkiefermolaren anhand von elf Fällen mit einem mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 47 Monaten darstellen. Dabei werden fünf Fälle im Rahmen dieses Beitrags dokumentiert, sechs weitere Patientenfälle finden Sie in der zeitgleich erscheinenden Veröffentlichung dieses Beitrags auf zm-online.de. DIE WURZELAMPUTATION – SCHRITT FÜR SCHRITT Zunächst wird das Vorgehen an einem Oberkiefermolaren dargestellt. Hier muss entschieden werden, ob die Indikation gestellt werden kann und der Zahn für den Eingriff geeignet ist. Für eine gute Prognose sollten folgende Voraussetzungen gegeben sein: \ eine ausreichende Retention der verbleibenden Wurzeln \ das Vorhandensein von ausreichend viel Zahnhartsubstanz zur anschließenden Restauration \ eine gute Hygienefähigkeit (keine ungünstige Anatomie wie Schmelzperlen oder ähnliches) \ eine gute Mitarbeit des Patienten Um sicherzustellen, dass der Zahn für das gewählte Vorgehen geeignet ist, erfolgt zunächst die Auswertung der vorliegenden Röntgenbilder, eine ausführliche parodontale Sondierung des Zahnes mit Parodontalsonde und Nabers-Sonde, um Attachment und Furkationsbefall sowie möglicherweise tastbare anatomische Besonderheiten zu beurteilen. Das Röntgenbild besitzt zwar eine nur eingeschränkte Aussagekraft bezüglich des interradikulären Knochenangebots [Eickholz, 2010; ZAHNERHALTUNG Wurzelamputationen an Oberkiefermolaren Achim König, Anne-Katrin König, Jennifer Antritter Wurzelamputationen wurden bereits im Jahr 1884 als Behandlungsoption beschrieben – sie gelten bei entsprechender Praxis als gut umsetzbarer Eingriff zum Erhalt parodontal, kariös oder endodontisch kompromittierter Zähne. Die Behandlung wird in vielen Praxen routinemäßig vor allem an Unterkiefermolaren im Sinne einer Hemisektion durchgeführt. In diesem Beitrag berichten wir über unsere Erfahrungen mit Oberkiefermolaren. Abb. 1a: Markierung des zu entfernenden Zahnanteils mit einem wasserfesten Stift Abb. 1b: Ansicht nach Separierung der zu entfernenden Wurzel vom restlichen Zahn mittels Lindemannfräse entlang der zuvor angelegten Markierungslinie 44 | ZAHNMEDIZIN
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