Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm112, Nr. 6, 16.3.2022, (527) [Blomlöf et al., 1997]. Setzer et al. fanden in ihrem Systematic Review mit Metaanalyse eine Überlebensrate von über 80 Prozent für Wurzelamputationen, wobei Publikationen von 1966 bis 2018 berücksichtigt wurden [Setzer et al., 2019]. Ursachen für mögliche Misserfolge scheinen aus parodontaler Sicht vor allem Faktoren wie der Grad der Furkationsbeteiligung, ein bereits vorhandener Knochenabbau und Tabakkonsum zu sein [Dannewitz et al., 2006]. Allerdings scheinen Zähne, die aus parodontalen Gründen wurzelamputiert wurden, eine bessere Prognose zu haben als jene, bei denen die Amputation aufgrund von Frakturen oder kariösen Defekten erfolgte, wobei ein Knochenniveau von mindestens 50 Prozent an den verbleibenden Wurzeln einen positiven Einfluss auf die Prognose zu haben scheint [Park et al., 2009]. Alassadi et al. identifizierten bei einer Misserfolgsrate von 44,7 Prozent vor allem Frakturen, Karies und parodontale Defekte als Hauptgründe für Misserfolge amputierter Zähne [Alassadi et al., 2020]. Jedoch kann auch die Zahnanatomie nach der Amputation den Erfolg beeinflussen. Sind nach der Amputation subgingival Zahnanteile vorhanden, die nicht optimal geglättet sind [Newell, 1991], kann dies die Prognose verschlechtern. Auf die Beseitigung von mikrobiellen Retentionsnischen wie belassenen Überhängen und Rauigkeiten ist bei der chirurgischen Durchführung und später bei der prothetischen Versorgung daher zu achten. Tiefe Fraktur in mesiodistaler Richtung (Fall Nr. 6) Eine 54-jährige Patientin stellte sich 2018 in der Praxis vor, nachdem sie beim Essen ein Goldinlay an Zahn 16 verloren hatte. Sie klagte über eine Aufbissempfindlichkeit des Zahnes sowie über das Gefühl einer Lockerung. Klinisch zeigte sich eine tiefe Fraktur des Zahnes in mesiodistaler Richtung. Nach klinischer und röntgenologischer Diagnostik wurde die Patientin über die Möglichkeit der Extraktion mit anschließender prothetischer Versorgung der Lücke und den aufwendigen Erhaltungsversuch mittels endodontischer Behandlung des Zahnes samt Amputation der palatinalen Wurzel aufgeklärt. Die Patientin war sehr motiviert und entschied sich für den Erhaltungsversuch. So erfolgte nach endodontischer Behandlung des Zahnes die Amputation der palatinalen Wurzel und die Versorgung des Zahnes mit einer Vollkrone. Die Situation an 16 ist seitdem stabil, allerdings zeigen sich auch hier palatinal erhöhte Sondierungstiefen, die röntgenologisch mit einem progredienten Knochenabbau im Bereich der Furkation zu korrelieren scheinen. Die Patientin gibt an, mit der Reinigung des Zahnes keine Probleme zu haben, möglicherweise ist diese jedoch durch die Einziehung im Bereich der Furkation vor allem palatinal erschwert. Die Patientin wurde daraufhin instruiert, wie sie die häusliche Mundhygiene in den schwer zugänglichen Bereichen intensivieren und verbessern kann. Abb. 1: Klinische Situation mit Sicht auf den sich von mesial nach distal erstreckenden Frakturspalt 2018 Abb. 2: Zahnfilm nach Wurzelfüllung und Extraktion der palatinalen Wurzel Abb. 3: Röntgenologische Verlaufskontrolle im Januar 2021 mit Knochenabbau im Bereich der Bifurkation Abb. 4: Klinische Situation mit Blick von okklusal nach Eingliedern der definitiven prothetischen Versorgung Abb. 5: Klinische Situation palatinal aktuell mit erhöhter Sondierungstiefe und BOP im Bereich der Bifurkation Alle Fotos: Praxis Dres. König/Antritter ZAHNMEDIZIN | 49

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