Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm112, Nr. 6, 16.3.2022, (529) Die Frage, wann Zähne als nicht mehr erhaltungsfähig eingestuft, extrahiert und durch ein Implantat ersetzt werden sollten, ist viel diskutiert [Torabinejad et al., 2007; John et al., 2007; Ruskin et al., 2005; Gionnobile und Lang, 2016; Iqbal und Kim, 2007]. Die Studienlage zeigt vergleichbar gute Ergebnisse für Implantate und endodontisch behandelte Zähne, jedoch ist bei den Studien auf den Unterschied zwischen „Überleben“ und „Erfolg“ zu achten, da hier unterschiedliche Kriterien zum Tragen kommen [Listgarten, 1997; Zitzmann et al., 2009]. Das reine Überleben von Einzelzahnimplantaten wird in der Literatur mit 92 bis 95 Prozent angegeben, ein Erfolg mit stabilem Knochenniveau, Entzündungsfreiheit und intakter prothetischer Versorgung jedoch nur mit 75 bis 83 Prozent innerhalb eines Zeitraums von sieben bis acht Jahren [Brocard et al., 2000; Romeo et al., 2004]. Eine Metaanalyse von 2007 fand keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Überlebens von Einzelzahnimplantaten verglichen mit endodontisch behandelten Zähnen [Iqbal et al., 2007]. Implantate stellen eine gute Behandlungsalternative mit gut vorhersagbaren Ergebnissen dar und sollten bei der Entscheidungsfindung als Alternative in Betracht gezogen werden. Es ist aber zu bedenken, dass Behandlungsaufwand und Kosten für Implantatversorgungen häufig deutlich höher sind. FAZIT Wenn es um die Alternative Zahnerhalt versus Extraktion geht, kann in einzelnen Fällen die Wurzelamputation als mögliche Behandlungsoption mit dem Patienten diskutiert werden. Sie stellt eine seit Langem bekannte, gut beschriebene und in der Praxis gut durchführbare Behandlungsoption mit hoher Patientenakzeptanz dar, die vergleichsweise kostengünstig ist und den weiteren Erhalt des eigenen Zahnes bei guter Prognose ermöglichen kann. Das trifft nach unseren Erfahrungen nicht nur für die Behandlung von Unterkiefer-, sondern auch auf Oberkiefermolaren zu – allerdings scheint dieser Therapieansatz bislang weniger verbreitet zu sein. \ Unser Dank gilt unserem Kollegen Dr. Holm Reuver für die Durchsicht des Manuskripts unseres Beitrags und die konstruktive Kritik. ÜBERSICHT ÜBER DIE KLINISCHEN BEFUNDE BEI DER NACHUNTERSUCHUNG Fall-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 (LG = Lockerungsgrad, ST = Sondierungstiefe, FB = Furkationsbefall, o. p. B. = ohne pathologischen Befund) Tab. 2, Quelle: Praxis Dres. König/Antritter Zahn 16 16 16 26 16 16 27 27 16 16 26 Amp. Wurzel db mb P P db P mb mb db mb mb Nachbeobachtungszeitraum 12 Monate 74 Monate 37 Monate 67 Monate 71 Monate 35 Monate 74 Monate 45 Monate 26 Monate 66 Monate 12 Monate Empfinden gut gut gut gut gut gut gut, aber Abwanderung gut gut gut gut LG 0 0 0 2 0 0 0 0–1 0 0–1 0 ST Gen. 1–2 mm db 3 mm Gen. 1–2 mm mb 4 mm Gen. 2–3 mm etwas Pus palatinal Gen. 4–10 mm Gen. 1–2 mm mp 6 mm Gen. 2 mm, p 6 mm Gen. 2–3 mm mb 6 mm Gen. 2–4 mm mb 6 mm Gen. 1–2 mm db, dp 4 mm Gen. 2–3 mm mp 4 mm Gen.1–2 mm FB 0 0 0 3 3 2 0 0 0 0 0 Rö o. p. B. o. p. B. o. p. B. ausgeprägte PA-Läsion ausgeprägte PA-Läsion interradikulärer Knochenabbau verweigert 2018 o. p. B. o. p. B. o. p. B. o. p. B. o. p. B. ZAHNMEDIZIN | 51

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