zm112, Nr. 6, 16.3.2022, (484) Es ist herzzerreißend zu erleben, welches Leid gerade in Europa über Kinder, Frauen und Männer gebracht wird. Alles ohne jeden Sinn, alles weil es ein Despot so will. Das einzige Licht in dieser Nacht ist der unfassbare Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer. Und dieses Licht strahlt immer weiter in die Welt hinaus. Auch Deutschland duckt sich nicht mehr weg. Wir beginnen endlich, den ganzen DespotenKitsch aus unserer Gesellschaft zu fegen, und erkennen auch keine „berechtigten Sicherheitsinteressen“ mehr an, die einer kleinen russischen Machtclique nur als Vorwand für Bereicherung und Unterdrückung gedient haben. Gerade für Deutschland bedeuten die aktuellen Zeitläufte besonders harte Erkenntnisprozesse. Erst zeigte uns Corona, dass das Narrativ von deutscher Effizienz, unserem Organisationstalent und unserer Besonnenheit nur noch wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat, und jetzt wirft dieser verbrecherische Überfall 30 Jahre deutscher Außenpolitik auf den Müllhaufen der Geschichte. 30 Jahre, die uns nur abhängig, blind und unsolidarisch gemacht haben. Natürlich können wir als Zahnärztinnen und Zahnärzte nichts Entscheidendes tun, und niemand wird uns fragen. Wenn aber eine Gesellschaft die Summe ihrer Mitglieder ist, dann ist die Reaktion Deutschlands die Summe aller einzelnen Aktionen. Da kommt es auf jede und jeden an. Drei Themen mit Bezug zu uns sind mir wichtig. Die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) hat sofort den Kontakt zu ihren ukrainischen Partnern, den Salesianern Don Boscos, aufgenommen. Die Salesianer sind in vier ukrainischen Großstädten (darunter Kiew) präsent und unterstützen Flüchtlinge und Menschen in Not. Unser besonderer Dank gilt Dr. Klaus Sürmann und seinem HDZTeam dafür, dass sie eine Spendenaktion organisiert haben. Wir hoffen auf große Unterstützung aus dem Berufsstand: Hilfswerk Deutscher Zahnärzte Deutsche Apotheker- und Ärztebank IBAN: DE28 300 60601 000 4444 000 BIC: DAAEDEDD Stichwort: Ukraine Wir alle wissen, in welch erdrückender Energieabhängigkeit von Russland Deutschland steht. Gleichzeitig beginnt sich die Welt energiepolitisch umzusortieren – und die Preise steigen. Darüber hinaus setzen fossile Energieträger umweltschädliche Treibhausgase frei. Gerade in der aktuellen Situation stellt also der sparsame Umgang mit Energie eine Win-win-win-Situation dar. Das Interesse in der zahnärztlichen Kollegenschaft an nachhaltiger Praxisführung ist ohnehin groß, deshalb hat die Bundeszahnärztekammer eine Sammlung von Empfehlungen für eine ressourcenschonende Zahnmedizin zusammengestellt. Diese Stoffsammlung greift Impulse aus unserer ganzen Welt-Community auf und wird demnächst online verfügbar sein. Die Bundeswehr galt vielen über lange Zeit als Relikt des kalten Krieges – ohne Bedeutung für die Zukunft. Erst jetzt, da ein heißer Krieg in Europa tobt, denkt man darüber nach, wie dumm es eigentlich ist, sich nicht verteidigen zu können. Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte pflegen schon viel länger einen guten und respektvollen Kontakt zu unseren Soldatinnen und Soldaten. Kurz nach dem Überfall auf die Ukraine haben der Vorstand der Bundeszahnärztekammer, der Vorstand der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz und Vertreter der KZVen dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr in Koblenz einen Solidaritätsbesuch abgestattet. Der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generalarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, konnte eindrucksvoll belegen, wie wichtig es gerade jetzt ist, der Bundeswehr wieder ihr Abschreckungspotenzial zurückzugeben. Mit dem abschließenden Referat von Prof. Dr. Dr. Richard Werkmeister über die MKG-chirurgische Versorgung von Kriegsverletzten wurden die Schrecken des Krieges dann drastisch präsent. Eines lässt sich von dem russischen Despoten lernen: Nicht Hoffen und Bitten verhindert Kriege, sondern nur Mut und Entschlossenheit. Das kleine Volk der Ukrainerinnen und Ukrainer zeigt uns gerade, was Mut und Entschlossenheit sind. Lasst uns ihnen helfen, wo immer wir das können! Prof. Dr. Christoph Benz Präsident der Bundeszahnärztekammer Einen Beitrag zum Ukraine-Krieg finden Sie auf Seite 22. Foto: BZÄK/axentis.de Ukraine: Danke für diesen Mut! 06 | LEITARTIKEL
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