Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm112, Nr. 6, 16.3.2022, (486) EINRICHTUNGSBEZOGENE IMPFPFLICHT EXTREM FRUSTRIEREND Zum Beitrag „Bundesgesundheitsministerium: Ungeimpfte dürfen in Praxen vorerst weiterarbeiten“ in zm 4/2022, S. 26–28. Nun hat die Bundesregierung beschlossen, dass Beschäftigte im medizinischen Bereich dem Arbeitgeber bis zum 15. März 2022 einen Nachweis vorlegen müssen, dass sie entweder geimpft oder genesen sind. Ich hoffe, dass die Regierung sich auch weitere Gedanken gemacht hat, und zwar darüber was der Arbeitgeber tun soll, wenn der Mitarbeiter sich nicht impfen lassen möchte. Und zwar nicht, weil er Impfgegner ist, sondern weil er einfach ein Mensch ist, der hinsichtlich der Impfung Bedenken hat. Nun wird er gezwungen sich impfen zu lassen, ansonsten verliert er den Job? Wir haben einen absoluten Fachkräftemangel in Deutschland und das nicht erst seit gestern – sondern durch langjährige falsche Weichenstellungen in der Politik. Es ist sehr schwierig, gute Fachkräfte zu bekommen und dann auch noch zu halten. Nun ist endlich unsere Praxis einmal gut mit Personal bestückt; wir haben ein tolles Team und diese Idylle wird willkürlich zerstört. Das bedeutet für mich als Praxismanagerin: Das ganze Prozedere von vorn; mich wieder auf Angestelltensuche begeben, Anzeigen schalten, Anzeigen checken, Vorstellungsgespräche führen, Probetage vereinbaren, den bürokratischen Aufwand, den man Leserforum Foto: pictworks – stock.adobe.com für eine Neueinstellung benötigt, bewältigen, um eventuell einen Monat später festzustellen, dass der Mitarbeiter doch nicht geeignet ist? Das ist ein enormer zeitlicher und finanzieller Aufwand, ein viel zu hoher Aufwand sogar! Arbeitszeit, die mir keiner vergütet und die ich woanders dringend brauche, in einem gesetz-, regel- und dokumentationswütigen Deutschland. Es ist alles extrem frustrierend. Nicht nur der Job des Zahnarztes ist frustrierend, der der Praxismanagerin ebenso. Und eigentlich habe ich studiert, weil ich mich in meinem Beruf als Zahnmedizinische Fachangestellte nicht mehr wohlgefühlt habe. Wenig Anerkennung und Wertschätzung, schlechte Bezahlung, Überstunden und dann bekommt man noch die schlechte Laune des Behandlers ab und fungiert als Puffer zwischen ihm und der Belegschaft. Nun habe ich vier Jahre in meine Bildung investiert und erlebe jetzt hautnah in unserer eigenen Praxis, wie unser deutsches System unsere Existenz in vielerlei Hinsicht kaputt macht. Pandemiebedingte Existenzängste, die schlechte Vergütung der Leistungen durch die Krankenkassen, die Androhung von Regressen, wenn man der Dokumentationspflicht nicht nachkommt, der Fachkräftemangel usw. Das raubt immer öfter und zunehmend den Schlaf. Ein extrem banges Gefühl, was die Zukunft betrifft. Aber nun weiter zu unserer Mitarbeiterin: Diese ist eine 43-jährige Frau, die gerade eine Umschulung bei uns macht, weil der Beruf (zahnmedizinische Angestellte), den sie in ihrer Heimat Bolivien erlernt hat, hier im Land nicht anerkannt wird. Jetzt hat sie bald das erste Jahr geschafft und nun bekommt sie ein Beschäftigungsverbot? Nun droht ihr der Jobverlust und unserer Praxis ein erneuter Personalengpass. Sie wird arbeitslos – wer zahlt dann ihre weitere Umschulung und den Lebensunterhalt? Ich hoffe, dass die Politik sich auch über solche Konsequenzen Gedanken gemacht hat. Katharina Thalemann B.A., Burgdorf Praxismanagerin Aktuelle Informationen zur Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht finden Sie in diesem Heft auf S. 10. Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an: leserbriefe@zm-online.de oder Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. 08 | LESERFORUM

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