zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (610) DER BESONDERE FALL MIT CME Trockenes Auge, trockener Mund – das Sjögren-Syndrom Moritz Große-Leege, Diana Heimes, Peer W. Kämmerer Die Mundtrockenheit gehört zu den wichtigsten Symptomen des Sjögrens-Syndroms, einer chronischentzündlichen Autoimmunerkrankung. Weil die Xerostomie negativ auf das orale System einwirkt, kommt es nicht selten zur Erstvorstellung beim behandelnden Zahnarzt. Nach Erkennung und Einordnung der Erkrankung steht die Weitervermittlung an die korrekte medizinische Abteilung im Vordergrund, wie der nachfolgende Fall zeigt. Eine 36-jährige Patientin stellte sich mit einer ausgeprägten druckdolenten Schwellung präaurikulär links in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz vor. In der klinischen Untersuchung zeigte sich eine einseitige, deutliche Schwellung der linken Präaurikularregion mit Anzeichen für eine Infektion (Abbildung 1). Die orientierende neurologische Untersuchung ergab keinen Hinweis auf eine Beeinträchtigung der Motorik oder der Sensibilität im Versorgungsgebiet der Nn. facialis und trigeminus. Der Zahnstatus der Patientin wies keinen Fokuszahn auf; die Mundschleimhaut war unauffällig. Die Patientin berichtete von einem vorbekannten Sjögren-Syndrom, jedoch ohne Okklusionssymptomatik innerhalb der vergangenen Tage. Schwellungen seien in diesem Gebiet rezidivierend aufgetreten, jedoch nie derart ausgeprägt gewesen. In Anbetracht der allgemeinen und der speziellen Anamnese der Patientin ergab sich die Verdachtsdiagnose einer Sialadenitis. Klinisch konnte bei Massage der Drüse zwar keine putride Sekretion aus dem Ductus parotideus provoziert, der Gang jedoch auch nicht tiefer als 1 cm sondiert werden. Unter Sondierung lösten sich kleinere Konkremente unter Abgang geringer Mengen Pus aus dem Gang. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Sialadenitis auf dem Boden einer Sialolithiasis wurde zur weiterführenden Diagnostik eine Sonografie durchgeführt (Abbildung 2). Darin zeigte sich Drüsengewebe mit heterogener Echotextur und intraparenchymal gelegenen, runden bis ovalen hypoechogenen Bereichen im Sinne fokaler Dilatationen intraparotidaler Gänge. Ein Abszess oder Sialolith waren sonografisch nicht nachweisbar. Weiterführend wurde zur genaueren Beurteilung des Befunds und zur Identifizierung eines potenziell vorliegenden obstruierenden Sialoliths eine Computertomografie mit Kontrastmittel veranlasst (Abbildung 3). Darin zeigte sich die linke Glandula parotidea mit differenzialdiagnostisch im Rahmen einer Sklerodermie vergrößertem, kleinzystischem Drüsengewebe diffus entzündlich verändert. Kleinere kalkdichte Konkremente waren erkennbar, jedoch kein größerer, okkludierender Sialolith. Der StenonGang zeigte keinen Aufstau, eine Abszessformation war ebenfalls nicht erkennbar. Die Patientin wurde zur intravenösen antibiotischen und abschwellenden Therapie stationär aufgenommen und Abb. 1: Klinischer Befund Foto: Diana Heimes 20 | ZAHNMEDIZIN
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