Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (612) nannten zählen besonders Xerostomie und Xerophthalmie. Betroffen können aber auch andere exokrine Drüsen des Aerodigestivtrakts sein. Insbesondere bei Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom tritt in 34 Prozent der Fälle eine beidseitige Schwellung der Parotis auf. Arthralgien oder eine nicht-erosive Polyarthritis sind mit 50 Prozent die häufigsten extraglandulären Manifestationen [Ramos-Casals et al., 2014]. In 40 Prozent der Fälle findet sich ein sekundäres Raynaud-Syndrom (Gefäßerkrankung, die durch vorübergehende Gefäßspasmen hervorgerufen wird) als Begleiterkrankung in der Frühphase; dieses kann einer SiccaSymptomatik um mehrere Jahre vorausgehen und stellt somit ein wichtiges Frühdiagnosekriterium dar. Pulmonale Begleiterscheinungen können in Form der pathognomonischen lymphozytären interstitiellen Pneumonie zutage treten. Eine Vaskulitis der kleinen und der mittleren Gefäße ist ebenso typisch [Ramos-Casals et al., 2014]. Renal sind tubulointerstitielle Veränderungen zu beobachten – hier ist auf eine reduzierte Elimination nierengängiger Medikamente und die Anpassung von nephrotoxischen Therapeutika zu achten [Evans et al., 2015]. Im späten Krankheitsverlauf werden insbesondere die sensorische Neuropathie und die Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems klinisch relevant [Pavlakis et al., 2012]. Die dabei auftretenden multifokalen Läsionen können differenzialdiagnostisch schwer von einer multiplen Sklerose zu unterscheiden sein und mit der Entwicklung einer Depression oder mit Gedächtnisstörungen einhergehen [Margaretten, 2017]. Besonders schwer fällt die Einordnung unspezifischer Symptome wie Fatigue, Antriebslosigkeit oder diffuser Schmerzen. DIAGNOSTIK In der Diagnostik steht die Objektivierung der eingeschränkten Sekretproduktion im Vordergrund, auch wenn primär keine Sicca-Symptomatik vorliegt. Um einen klinischen Nachweis der reduzierten Flussrate der Speicheldrüse zu ermöglichen, stehen quantitative Messverfahren zur Verfügung. Der eher historisch zu sehende Saxon-Test dient der Messung der Speichelsekretion durch Abwiegen eines im Mund verbliebenen Wattebauschs. Die Sialometrie (unstimulierter Gesamtspeichel-Test) ist eine einfache Alternative, bei der 15 Minuten lang der Speichel gesammelt und anschließend die Menge des Speichels gemessen wird. Aufgrund des Aufwands und der geringen Aussagekraft spielen Szintigrafie und Sialografie im klinischen Alltag keine Rolle mehr [Aeby und Distler, 2017]. Zur Objektivierung der Tränenproduktion stehen verschiedene Testverfahren zu Verfügung. Beim SchirmerTest handelt es sich um das wohl bekannteste Testverfahren. Die Kriterien zur Diagnose des Sjögren-Syndroms sind in der Tabelle zusammengefasst. Die Sonografie der betroffenen Speicheldrüsen spielt in Anbetracht der fehlenden Strahlenbelastung, der guten Zugänglichkeit der Untersuchungsregion, der breiten Verfügbarkeit und der geringen Kosten eine wichtige Rolle in der Diagnostik des Sjögren-Syndroms. Das oben dargestellte sonografische Bild ist charakteristisch für das sklerodermatisch veränderte, inhomogene Drüsenparenchym. Ebenfalls kann eine Sonografie bei der Abgrenzung des primären Sjögren-Syndroms von anderen Erkrankungen wie einer IgG4-assoziierten Erkrankung oder einer undifferenzierten Kollagenose behilflich sein [Ferro et al., 2016]. Laborchemisch sind ein erhöhter Titer für Antinukleäre Antikörper (ANA), der Nachweis von Rheumafaktoren, Abb. 3: Computertomografie des Gesichtsschädels, links in axialer (a), rechts in coronarer Schicht (b): Die Computertomografie zeigt eine diffus geschwollene und inhomogen vermehrt kontrastmittelaffine linke Glandula parotidea mit multiplen fokalen Dilatationen intraparotidaler Gänge, differenzialdiagnostisch intraparotidaler Zysten, jedoch ohne signifikante Dilatation des Stenon-Ganges. Es konnte der Nachweis multipler, sehr kleiner Kalzifizierungen, jedoch keines kalkdichten Konkrements erbracht werden. Auch ein Abszess war nicht abzugrenzen. Quelle: Diana Heimes b a 22 | ZAHNMEDIZIN

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