Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (626) WIEDERAUFBAU NACH DER FLUTKATASTROPHE „Uns fiel ein Stein vom Herzen!“ Plötzlich steht die Praxis kniehoch unter Wasser. Die komplette Einrichtung hat nur noch Schrottwert, der Betrieb ist auf Wochen unmöglich, die Existenzgrundlage gefährdet. Hier berichten stellvertretend für mehr als 250 betroffene Praxen sechs Zahnärztinnen und Zahnärzte, wie sie die Zeit nach dem Hochwasser im Juli 2021 erlebten. Dr. James Paterno aus Euskirchen erinnert sich: „Am Abend des 14. Juli 2021 wollten meine Frau und ich nach Praxisschluss im Keller unseres Wohn- und Praxishauses nach dem Rechten schauen und anschließend unseren Hochzeitstag feiern. Wir gingen in den Keller und entdeckten im Heizungsraum kleine Wasserpfützen auf dem Boden.“ Sie bemerkten ein lautes Rauschen – dann brach das Wasser schwallartig durch die Kellerfenster. „Wir konnten nur noch die Treppe hochlaufen, es gab keine Möglichkeit, irgendetwas zu retten.“ Von der Treppe aus nahm Paterno mit dem Handy ein Video auf und postete es in die Praxis-WhatsappGruppe – mit einem einzigen Satz: „Wir saufen ab.“ Sie flüchteten mit ihren kleinen Kindern ins erste Obergeschoss und mussten mitansehen, wie die Praxis im Erdgeschoss überschwemmt wurde. Als kurz darauf ein Großteil der Mitarbeiterinnen mit Ehemännern und Eimern zur Hilfe eilte, mussten sie feststellen, dass nichts zu machen war. Die Wassermassen waren einfach zu groß. Das Wasser stand bereits kniehoch. „Die Eingangstüren ließen sich aufgrund des Wasserdrucks nicht mehr öffnen, so dass wir nicht raus und keiner der Helfer reinkam“, schreibt Paterno. „Zum Glück kam noch irgendjemand auf die Idee, unsere Autos in Sicherheit zu bringen. Unsere Mitarbeiterinnen und ihre Ehemänner schickten wir dann nach Hause, da uns in dem Moment niemand helfen konnte.“ DIE FEUERWEHR WAR NICHT ERREICHBAR Dann spitzte sich die Lage zu: Der Strom fiel aus. Die Feuerwehr war nicht zu erreichen. „Meine Frau wollte mit den Kindern aus dem Haus. Wir packten ein paar Sachen und kletterten aus dem Wartezimmerfenster in das mittlerweile hüfthohe Wasser“, berichtet Paterno. „Die Kinder auf dem Arm und mithilfe eines Nachbarn konnten wir uns zu unserem Auto durchschlagen.“ Der Zahnarzt wollte eigentlich wieder zurück zum Haus und die Nacht dort verbringen, da ja auch das Fenster noch offen stand. „Meine Frau wollte aber nicht, dass wir uns trennen und die Feuerwehr riet mir auch, nicht zurückzugehen. So ließen wir die Praxis und unsere Wohnung mit offenem Fenster und offener Wohnungstür zurück.“ Da nun auch das Mobilfunknetz überlastet war, fuhren sie auf gut Glück zu einer Mitarbeiterin drei Orte weiter, von der sie wussten, dass sie ein Gästezimmer hat. „Es war bereits 21.30 Uhr, aber wir wurden sehr, sehr herzlich aufgenommen und versorgt, konnten uns umziehen, waschen Euskirchen Rheinbach Hagen Hilden Im Eingangsbereich von Dr. James Paternos Praxis stand das Wasser ... ... als die Mitarbeiterinnen ankamen, um zu helfen. Alle Fotos: privat 36 | POLITIK

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