Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (629) wir alles wieder ausbauen, schaffen wir das noch mal?“ Diese Fragen gingen den Paternos in diesen Tagen immer wieder durch den Kopf. „Wir hatten gerade erst den Stress mit dem Ausbau des Erdgeschosses im September 2020 und die Geburt unseres zweiten Kindes hinter uns gebracht. Während der Flut erfuhren wir dann noch von unserem dritten Kind. Es war in dieser Zeit ein Lichtblick, eine wundervolle Nachricht. Aber auch verbunden mit extremer Übelkeit und Kraftlosigkeit“, schreibt der Zahnarzt. Er habe wochenlang von 7 bis 21 Uhr behandelt, während sein Schwiegervater und seine Frau sich um die Sanierung kümmerten. MINDESTENS 50 PROZENT UNTERVERSICHERT Die Praxis war nicht gegen Elementarschäden versichert. Das Gebäude schon, aber nach Aussage der Versicherung mit einer Unterversicherung von mindestens 50 Prozent. Eine Erstattung für die Schäden an den 2020 ausgebauten Räumen wurde komplett abgelehnt. „Als dann im Oktober die großzügige Spende kam und jetzt im März die Zusage von der Wiederaufbauhilfe, fiel uns ein Stein vom Herzen. Wir konnten durchatmen und ab dem Zeitpunkt wussten wir, dass wir es stemmen können.“ Die Entkernung dauerte vier Wochen, die Trocknung der Räume zweieinhalb Monate. Der Umbau ging zügig und „ICH DACHTE ANFANGS: SAUBERMACHEN UND NÄCHSTE WOCHE WIEDER ÖFFNEN!“ Zahnarztpraxis Dr. Markus Gau (Foto rechts) und Dr. Stefan Gau, Euskirchen, Gründung durch Vater Dr. Alfons Gau 1956, Miteinstieg 1994, 180 qm, vier Behandlungsräume, zwei Zahnärzte, zehn Mitarbeiterinnen, Schaden: etwa 500.000 Euro, Spenden: 164.000 Euro „Das Ausmaß des Schadens war uns anfangs nicht klar. Wir versuchten zunächst den Schlamm rauszuschaffen, bevor er fest würde. Naiverweise dachten wir, das machen wir schnell sauber und können dann übernächste Woche den Praxisbetrieb vielleicht schon wiederaufnehmen. Aber der Schlamm war überall: Möbel, Behandlungseinheiten und die Elektronik – das alles war hin. Sollten wir die Praxis überhaupt wieder öffnen? Wir sind nicht mehr die Jüngsten und wollten uns am Ende unserer zahnärztlichen Berufszeit auch nicht noch mal hoch verschulden. Aber wir haben dann doch ziemlich bald mit dem Wiederaufbau begonnen. Heute ist die Praxis im Prinzip wieder so, wie sie war – auch dank der Spenden. Eins möchte ich auch betonen: Wir stehen sicher nicht besser da als vorher, falls der Eindruck durch die Schadensersatzsummen und die Hilfsgelder entsteht. Am Ende kommen darauf nämlich steuerliche Abgaben. Unser Vater hat die Praxis 1956 gegründet. Leider verstarb er vergangenen November und konnte so den abgeschlossenen Wiederaufbau nicht miterleben. Er wäre sicher sehr froh und stolz, dass wir die Praxis wiederaufbauen konnten.“ Zunächst wurde versucht, das Ständerwerk zu erhalten. Später musste dann aber doch alles entfernt werden. Das Erdgeschoss wurde zum Rohbau. POLITIK | 39

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