zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (630) seit dem 1. März 2022 ist die Praxis auch im EG wieder eröffnet – pünktlich zum siebenjährigen Bestehen, Paterno hatte die Praxis am 1. März 2015 von seinem Vorgänger übernommen. Die finanzielle Hilfe für Paterno und seine Kolleginnen und Kollegen kam aus verschiedenen Quellen. Es gab Soforthilfeprogramme des Bundes sowie der jeweiligen Städte und auch der Berufsstand investierte viel: Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein stellte bis zu drei Millionen Euro aus einer Rücklage für Sonder- und Katastrophenfälle bereit. Dem gemeinsamen Spendenaufruf von Landeszahnärztekammern, KZVen und der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) folgten hunderte Kolleginnen und Kollegen. SACHSCHÄDEN VON BIS ZU 1,1 MILLIONEN EURO Insgesamt kamen mehr als 1 Million Euro zusammen, von denen mehr als 900.000 Euro bereits ausgezahlt worden sind. Dem gegenüber standen gemeldeten Sachschäden, die pro Praxis zwischen 2.000 und 1,1 Millionen Euro lagen, berichtet das HDZ. Das Hilfswerk berücksichtigte bei der Verteilung seiner Gelder nur schwer betroffene Praxen, die einen reinen Praxis-Sachschaden – ohne Einnahme-Ausfälle und Gebäudeschäden – von mehr als 50.000 Euro erlitten hatten. Dies betraf insgesamt 36 Praxen (21 in Nordrhein, zwei in Westfalen-Lippe und 13 in Rheinland-Pfalz). Deren Gesamt-Sachschaden lag allein bei etwa 7,9 Millionen Euro. Sabine Hallmich-Kober hat in ihrer Einzelpraxis in Hilden einen Schaden von etwa 96.000 Euro erlitten. Dank umfangreicher Unterstützung aus dem Kollegenkreis und knapp 18.000 Euro Spenden kann die Zahnärztin mit ihren drei Zahnmedizinischen Fachangestellten seit Ende Januar 2022 wieder in eigener Praxis praktizieren. Der Keller war zu diesem Zeitpunkt noch im Rohbauzustand, nur der Maschinenraum neu bestückt. Trotzdem ein Erfolg, denn bis zu diesem Zeitpunkt lag ein gutes halbes Jahr mit langem Warten auf Baufreigaben und Gerangel mit Versicherungen hinter ihr. Es war aber auch halbes Jahr voll von großer kollegialer Hilfe, beschreibt Hallmich-Kober. Diese habe sie „sehr überwältigt“. „Ich war ja bei weitem nicht so stark betroffen wie manch anderer Kollege“, schreibt sie. „Trotzdem haben wir viel Zuspruch, persönliche Hilfe durch Arbeitskraft, pekuniäre- und Sachspenden erhalten. Und unsere Handwerker haben schnell und super gearbeitet“, bilanziert Hallmich-Kober. Jetzt sei sie glücklich, wieder in ihrer Praxis behandeln zu können. Von ihrer Versicherung trennte sich die Zahnärztin trotz jahrzehntelanger Zusammenarbeit angesichts der ärgerlichen Schadensabwicklung aber. Denn als am Tag nach der Hochwasserwelle, dem 15. Juli 2021, das Wasser abgepumpt war, begann ein Wechselbad der Gefühle. „Es kamen Freunde und Bekannte, um die Kellerräume zu leeren. Die Hilfe war überwältigend“, erinnert sich die Zahnärztin. Dann zeigte sich jedoch, dass nichts dem Wasser standgehalten hatte: Die Metall-Kellertür war vom Wasserdruck trotz zwei zusätzlicher Sicherheitsriegel aufgedrückt worden, der Maschinenraum komplett verwüstet: der Kompressor lag, aus der Wandhalterung gebrochen, kopfüber auf dem Boden, das Klimagerät war abgerissen, Sauganlage und Amalgamabscheider verdreckt und verbogen. Zunächst dachte Hallmich-Kober, nur ihre Kellerräume seien bis zur Decke überflutet gewesen. Doch auch in Büro, Personalraum und Labor gab es einen Totalschaden: Schränke, Server, Computer, Telefonanlage, Küchenzeile, Esstisch-Garnitur, Rüttler, Trimmer, Tiefziehgerät und vieles andere war nur noch Schrott – und das Wasser durch die Betondecke bis in den Estrich in die Praxisräume gezogen. Gleichzeitig erhielt sie von Kollegen aus dem Ärztenetzwerk coliquio aber eine Vielzahl von Hilfsangeboten: Geld- und Sachspenden sowie das Angebot, Räume mitzubenutzen. „Auch das fand ich grandios!“, sagt Hallmich-Kober, auch wenn das erste Angebot wegen der Entfernung nicht umsetzbar war. Im August ergab sich dann aber doch noch die Möglichkeit für sie, stundenweise den Behandlungsraum eines Kollegen im Ort mitzubenutzen, um ihre Patienten weiter zu versorgen. Die Patienten dankten es und auch ihr Team war wieder beschäftigt. Denn Kurzarbeit sei keine Option gewesen, erklärt die Zahnärztin. „Meine Damen sind alleinstehend und können eine Kürzung des Gehalts wegen Kurzarbeit nicht verkraften.“ Auf die Soforthilfe der Stadt Hilden musste sie nicht lange warten – die Wiederherstellung der Praxis beschleunigte das zunächst jedoch nicht. Denn jeder Kostenvoranschlag musste über den Versicherungsmakler erst zu einem Gutachter der Versicherung. „Alles benötigt Zeit. So haben die Trocknungsarbeiten der übrigen Keller erst Anfang September angefangen. Mein Erdgeschoß ist durchlöchert und mit Schläuchen versehen, um den Estrich zu trocknen. Damit wurde aber lange nicht gestartet, da die Sanierungsfirma Angst hatte, meine Einheiten zu schädigen – was wiederum nicht Zwischenstand: die komplette Entkernung. 40 | POLITIK
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