Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (631) überprüft werden konnte, da der Strom nicht ging. Kostenvoranschläge für neuen Bodenbelag und Maler kommen nun auch und müssen weitergereicht werden“, beschrieb die Zahnärztin ihren Kollegen bei coliquio im Oktober 2021 die Situation. Als acht Wochen später die mündliche Zusage der Versicherung kommt, dass der Estrich samt Fußbodenheizung aus den Kellerräumen rausgerissen werden darf, ist die Ein-MannBaufirma im Urlaub. Eine neue Baufirma, die die Zahnärztin über Beziehungen auftun konnte, muss aber erst einen neuen Kostenvoranschlag schreiben – so verlangt es die Versicherung. Hinzu kommt: Auch bei der Interpretation, welcher Erstattungsumfang sich laut Police ergibt, gibt es unterschiedliche Interpretationen zwischen Hallmich-Kober und ihrer Versicherung, berichtet sie ihren Kollegen und schreibt: Das wird noch ein Nachspiel haben. LL/mg „AM ENDE SIND DURCH DAS UNGLÜCK SOGAR FREUNDSCHAFTEN ENTSTANDEN!“ Zahnarztpraxis Dr. Sabrina Hesener, Euskirchen, Praxisübernahme 2016, Erweiterung 2020, 300 qm, sechs Behandlungszimmer, drei Zahnärztinnen, neun weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schaden: mehr als 500.000 Euro / Spenden insgesamt: 83.130 Euro Dr. Sabrina Hesener hat Ende 2016 eine alteingesessene Praxis in Euskirchen übernommen und nach Aussage ihres Mannes und Praxismanagers Holger Hesener „viel Zeit, Fleiß, Aufwand und Geld investiert“, um die Praxis zu modernisieren und digitalisieren. Alle vier Behandlungsstühle plus Equipment wurden ausgetauscht, um ein modernes Flair zu schaffen. 2020 wurde die Praxis erweitert und im April 2021 die Eröffnung zwei weiterer Behandlungsräume gefeiert. Dann kam das Jahrhundert-Hochwasser: Rund einen Meter hoch stand das Wasser im Erdgeschoss. Es wurde alles zerstört: das im Keller befindliche Dentallager, Kompressoren, Absauganlagen, IT-Infrastruktur, alle Behandlungsstühle, Möbel und viel Dental-Equipment. „Wir standen vor den Scherben unserer Existenz“, schreibt Hesener und erinnert sich an die hohe Verantwortung Team und Patienten gegenüber. Das Ziel: „Alles so schnell wie möglich wiederaufbauen und zeitgleich irgendwie die zahnmedizinische Versorgung aufrechterhalten“. Bis heute spüren die Heseners „unfassbare Dankbarkeit“ darüber, dass sie wie aus dem Nichts Kolleginnen und Kollegen kontaktiert haben, um Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten anzubieten. So konnten bereits fünf Tage nach der Katastrophe zwei Teams in benachbarten Praxen notwendige Behandlungen fortsetzen. Holger Hesener kümmerte sich zeitgleich um den Wiederaufbau der Praxis, in der am 4. Oktober 2021 die ersten vier Räume wieder soweit hergestellt waren, dass Behandlungen möglich waren. Parallel zum Betrieb wurde der Anbau nach nur 2,5 Monaten Nutzung erneut saniert und vollständig neu hergerichtet. Neueröffnung war am 1. Februar. In der Rückschau habe die Katastrophe viel Leid und Sorgen beschert, Kraft und Geld gekostet – aber gezeigt, wie groß die Solidarität im Berufsstand ist. Für die Unterstützung durch Teammitglieder, Lieferanten und das Praxisumfeld seien sie heute noch „unendlich dankbar“, schreibt Hesener. Am Ende seien durch das Unglück sogar Freundschaften entstanden. Wochen später war alles wiederhergestellt. Blick in eines der brandneuen Behandlungszimmer im Erdgeschoss. Am 1. März 2022 feierte Paterno (hier mit seiner Familie) am Tag des siebenjährigen Praxisbestehens die Wiedereröffnung der Räume im Erdgeschoss. Fotos: privat

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