Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (632) Überall wo Menschen zusammenleben, orientieren sich einige strenger an Regeln und andere interpretieren sie lockerer. Wer das Team leitet, muss die generelle Entscheidung treffen, wie exakt Vereinbarungen eingehalten werden sollen – beziehungsweise wie frei man diese übertreten darf. Solange es keine Rückmeldungen dazu gibt, entwickeln die „lockeren Typen“ kein Unrechtsbewusstsein. Im Gegenteil, wenn ein Verstoß mehrfach toleriert wird, wird diese Regel nicht mehr als „verbindlich gültig“ betrachtet. Weitere Teammitglieder beginnen sich ebenso zu verhalten. Ein Teufelskreis beginnt. Ein Beispiel: Der Praxistag beginnt um 8 Uhr. Die Zahnärztin und fünf ZFA bereiten die Behandlungen vor. Um 8.07 stößt Lisa fröhlich mit den Worten „Hi! Sorry, bin mal wieder etwas knapp!“ dazu. Die Kolleginnen schauen sich kurz an und schauen dann zur Zahnärztin. Niemand sagt etwas. Lisa hat sich ja entschuldigt. Allerdings ist das allein in diesem Monat schon das dritte Mal, obwohl der Arbeitsweg der Kollegin nicht weit ist. Bisher hat die Zahnärztin solche Verspätungen ignoriert – in der Annahme, dass dies Ausrutscher waren. Doch jetzt reicht es der Zahnärztin! Sie sagt Lisa laut und unwirsch, dass „diese dauernde Zuspätkommerei nun endlich ein Ende haben muss“. Lisa rauscht wütend aus dem Zimmer und redet den Rest des Tages nur das Allernötigste. Die Chefin und die anderen Mitarbeitenden ignorieren das. Alle empfinden die Stimmung aber als ausgesprochen unangenehm. Sie sind froh, als am nächsten Tag dann alles wieder normal läuft. Drei Tage später kommt Lisa erneut einige Minuten zu spät. Die anderen blicken gespannt auf die Zahnärztin. Jene ignoriert die Verspätung, weil sie sich wegen der fünf Minuten nicht wieder einen ganzen Tag verderben lassen will. Aber sie thematisiert die (Un-)Pünktlichkeit bei der nächsten Teambesprechung. WAS DREIMAL GEDULDET WURDE, GILT ALS ERLAUBT Da manche Menschen direkte Konfrontationen scheuen, werden solche Vorfälle oft eher in Teammeetings allgemein angesprochen. Dort wird „aus gegebenem Anlass“ darauf hingewiesen, „dass bitte alle morgens pünktlich da sein sollen“. Die Mitarbeitenden schauen auf den Tisch und nicken normalerweise. Für ein paar Tage scheint das Problem gelöst, aber dann fängt alles wieder von vorne an. Derartige allgemeine Ansprachen haben keine dauerhaften Verhaltensänderungen zur Folge, da sie keine Gefühle auslösen. Sie führen lediglich zu einer schlechteren allgemeinen Stimmung im Team. MITARBEITERMOTIVATION – TEIL 2 So bringen Sie Mitarbeiter wieder in die Spur! Anke Handrock, Maike Baumann In jedem Team gibt es Regelverletzungen: Regeln werden gedehnt oder wiederholt ignoriert – wichtig ist der Umgang damit. Denn wenn es keine Rückmeldung gibt und die Leitung die Verstöße de facto zulässt, hat das Folgen für die ganze Gruppe. Wie schafft man es, durch kritisches Feedback unerwünschtes Verhalten abzustellen? Foto: AdobeStock_Syda Productions 42 | PRAXIS

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