Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 7

zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (638) THERAPIE EINES ANKYLOSIERTEN FRONTZAHNS Distraktionsosteogenese und Einzelzahnsegmentosteotomie Alexander-N. Zeller, Tahmina Allrath, Philipp Allrath, Holger Moysich, Frank Tavassol Was tun, wenn ein ankylosierter Frontzahn das vertikale Wachstum behindert und ein funktionelles und ästhetisches Problem entsteht? Statt auf kompromissbehaftete prothetische Lösungen zu setzen, schlugen die Behandler aus Kieferorthopädie und MKG der jungen Patientin eine selten angewandte Therapieoption vor: die Segmentosteotomie mit anschließender Distraktionsosteogenese. In kurzer Zeit konnte so ein funktionell und ästhetisch gutes Ergebnis erzielt werden. Die Patientin stellte sich im Alter von 16 Jahren mit dem Wunsch nach einem harmonischen Lächeln und gerade ausgerichteten Zähnen zur kieferorthopädischen Beratung bei ihrer Kieferorthopädin vor. Sie wies eine Distalbisslage von ¼ Pb Angle-Klasse II beidseits mit einem Steilstand der Oberkiefer-Frontzahngruppe auf. Es lag ein Platzverlust und Palatinalstand des Zahnes 25 vor (Abbildung 1). Aufgrund des Platzverlusts von 25 und dem damit einhergehenden asymmetrischen Kreuzbiss des Zahnes 25 sowie diversen Zahnfehlstellungen mit Dreh- und Kippständen, begleitet von einer verbesserungswürdigen Rot-Weiß-Ästhetik, war eine kieferorthopädische Behandlung funktionell indiziert. In der sonst unauffälligen Anamnese der Patientin fand sich ein Frontzahntrauma im Alter von 11 Jahren. Aufgrund einer damals physiologischen Zahnposition und nicht vorhandener Lockerung war eine konservative Therapie ohne Schienung oder Reposition durchgeführt worden. Vor dem kieferorthopädischen Behandlungsbeginn konnte eine Ankylose des Zahnes 11 klinisch und radiologisch weder sicher ausgeschlossen noch bestätigt werden. Die Patientin wurde nach differenzierter Befunderhebung und Diagnostik daher noch vor dem Beginn der Behandlung über die Möglichkeit der Ankylose des Zahnes 11 aufgeklärt und auf alle relevanten Therapiealternativen hingewiesen. Dann erfolgte die Behandlung mit einer festsitzenden Multibracketapparatur. Nach der Eingliederung fand zunächst die Nivellierung mittels thermoaktivierAbb. 1: Extra- und intraorale Fotos vor Beginn der Behandlung im Alter von 16 Jahren: Das Lachen wirkt disharmonisch. Zu erkennen sind weiterhin der retroklinierte Zahn 11 sowie der proklinierte Zahn 12, darüber hinaus Platzverlust und Palatinalstand des Zahnes 25. PD DR. MED. DR. MED. DENT. ALEXANDER-N. ZELLER Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg Str. 1, 30625 Hannover und MVZ Kieferchirurgie Königsallee Königsallee 68, 40212 Düsseldorf zeller.alexander@mh-hannover.de Foto: Viola Pawlaczyk Fotos: Tahmina Allrath 48 | ZAHNMEDIZIN

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