zm112, Nr. 7, 1.4.2022, (664) doch variiert diese Möglichkeit von Staat zu Staat. Hinzu kommt, dass viele Zahnärzte keine Medicaid-Erstattungen akzeptieren. Dies hat dazu geführt, dass seit 2002 die Ausgaben für zahnmedizinische Leistungen am stärksten für ältere Amerikaner nach oben gegangen sind. MUNDKREBS: TROTZ IMPFSTOFF EINE HERAUSFORDERUNG Im Affordable Care Act wurde die zahnärztliche Versorgung als eine wesentliche Gesundheitsleistung für Kinder, aber nicht für Erwachsene festgeschrieben. 2021 boten nur 23 Staaten im Rahmen von Medicaid umfassende zahnärztliche Leistungen für Erwachsene an. Insgesamt hat mehr als ein Viertel der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter keine Zahnversicherung. 20 Prozent gaben an, dass sie eine zahnärztliche Versorgung brauchen, diese aber wegen finanzieller Probleme in den letzten 12 Monaten nicht abschließen konnten. Doch selbst wenn die Policen erschwinglich sind, schränken sie in der Regel die zahnärztlichen Leistungen ein und verlangen hohe Zuzahlungen aus eigener Tasche. Die Zahnversicherung ist deshalb längst nicht so weit verbreitet wie die Krankenversicherung, weil sie als Zusatz behandelt wird – nicht als wesentlicher Bestandteil. Mit oder ohne Versicherung können sich manche Bürger einfach keine Zahnbehandlung leisten. Der daraus resultierende Aufschub führt zu teuren Folgen, die vermieden werden könnten, wenn zahnmedizinische Leistungen für alle als wichtige Gesundheitsleistung betrachtet würden. Das sind nicht die einzigen Herausforderungen für die US-Zahnmedizin. So wissen wir seit Langem, dass Tabak das Mundgewebe angreift und direkt mit der Entstehung von Parodontalerkrankungen und Mundkrebs verbunden ist. Glücklicherweise geht das Zigarettenrauchen weiter zurück, aber zu beobachten ist ein Aufwärtstrend beim Konsum von E-Zigaretten und VapingProdukten, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese Entwicklung stellt in den USA eine neue Bedrohung für die Mundgesundheit dar. Nicht zu vergessen; Das Oropharynxkarzinom ist heute die häufigste HPV-assoziierte Krebsart, es tritt öfter auf als Gebärmutterhalskrebs. Dabei haben Männer ein 3,5-mal höheres Risiko, an Oropharynxkrebs zu erkranken wie Frauen. Die gute Nachricht ist, dass wir jetzt über Impfstoffe verfügen, die zu etwa 90 Prozent wirksam sind. OPIOIDE: DIE UNRÜHMLICHE ROLLE DER ZAHNÄRZTE Mehr Amerikaner als je zuvor leiden an psychischen Erkrankungen. Sowohl akute als auch chronische Formen können bekanntlich zu einer Vernachlässigung der Mundgesundheit führen, umgekehrt haben Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen häufig schädliche Auswirkungen auf das orale Gewebe. In Amerika sind Millionen von Menschen aufgrund ihres Drogenkonsums psychisch krank. Nahezu 50.000 USAmerikaner starben 2019 an einer Überdosis Opioide – das sind mehr Todesopfer als infolge von Autounfällen und Schusswaffen zusammen. Daran ist die Zahnmedizin nicht unschuldig: Sie war massiv in den Opioid-Skandal verwickelt. 1998 waren Zahnärzte die häufigsten Verschreiber von schnell wirkenden Opioiden – sie verschrieben bei Zahnschmerzen eins von sechs Rezepten. Bis 2012 verordneten sie eins von 15 dieser Medikamente, bevor diese Zahl dann stark zurückging. Heute ist die Wahrscheinlichkeit bei Zahnschmerzen ein Opioid erhalten, in der Notaufnahme fünf Mal höher als in der Zahnarztpraxis. Die Zahnärzteschaft hat am Ende die daraus resultierenden Probleme erkannt und Richtlinien zur Schmerzbehandlung entwickelt. VERSORGUNG: 30 PROZENT TEURER ALS 2002 Die wirtschaftlichen Verluste, die mit unbehandelten Mundkrankheiten verbunden sind, wurden 2015 auf 45,9 Milliarden Dollar beziffert. Denn mangelnder Zugang zu regelmäßiger zahnärztlicher Versorgung kann zu einer ineffektiven und teuren Überbeanspruchung von Notaufnahmen in Krankenhäusern führen:. 2014 gab es 2,4 Millionen Besuche in Notaufnahmen wegen nicht-traumatischer zahnärztlicher Erkrankungen, die mehr als 1,6 Milliarden Dollar kosteten. Hauptsächlich musste Medicaid dafür aufkommen. Die zahnärztliche Versorgung in den Notaufnahmen ist meist palliativ, wobei schätzungsweise 90 Prozent der Patienten nur Schmerzmittel oder Antibiotika sowie eine Überweisung zum Zahnarzt erhalten. Im Ergebnis sind die Kosten für die zahnärztliche Versorgung in den USA seit 2002 pro Person um 30 Prozent gestiegen, so dass der Zugang für viele unerschwinglich geworden ist. ck National Institutes of Health. Oral Health in America: Advances and Challenges. Bethesda, MD: US Department of Health and Human Services, National Institutes of Health, National Institute of Dental and Craniofacial Research, 2021. DISTRIBUTION OF DENTISTS BY AGE GROUP AND GENDER: UNITED STATES, 2018 Age/Years Under 35 35 to 44 45 to 54 55 to 64 65 and older Quelle: American Dental Association, Health Policy Institute Mastefile (2019) All Dentists (%) 16.9 23.4 21.1 22.8 15.8 Male Dentists (%) 12.2 19.6 20.2 26.4 21.6 Female Dentists (%) 24.8 31.0 23.7 16.2 4.3 74 | ZAHNMEDIZIN
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