zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (730) machen werde. Für den Dänen Sloth-Lisbjerg reiht sich die KI nahtlos in den technischen Fortschritt der Geschichte ein: „Ohne Technologie würde es Zahnmedizin gar nicht geben.“ Man müsse jetzt nur lernen, mit dem neuen Hilfsmittel umzugehen. KI KANN MENSCHEN AUCH SCHADEN Wie alle Technologien kann auch KI dem Menschen nicht nur nutzen, sondern auch schaden. KI mit Social scoring oder Echtzeitüberwachung von Menschen, wie sie aus Asien berichtet wird, sollte in Europa nicht zum Einsatz kommen. Die Europaparlamentarierin Marion Walsmann wies darauf hin, dass die EU aus guten Gründen die Entwicklung und Anwendung von KI-Produkten regulieren wolle. In der angestrebten Form sei das geplante Regulierungsprojekt weltweit einzigartig, weshalb es auch international viel Aufmerksamkeit bekomme. Die bisherigen Überlegungen der EU-Kommission gehen dahin, KIAnwendungen in Kategorien mit hohem, mittlerem und niedrigem Risiko einzuteilen. Dabei soll alles, was konkret Medizin am Menschen beinhaltet, aufgrund der sensiblen Daten zum „Hochrisikobereich“ zählen. Bei Hochrisiko-KI soll vor dem Inverkehrbringen geprüft werden, ob ausreichende Sicherheitsvorkehrungen implementiert sind. Schwendicke ergänzte, dass zur Prüfung entsprechend ausgebildete Fachleute benötigt würden – darum müsse man sich frühzeitig kümmern, sonst sei die Regulierung schneller da als die Fachkräfte, die sie umsetzen sollen. Für Niggemeier sind die Nutzenpotenziale der Digitalisierung und KI „so viel größer“ als die Schadenspotenziale, dass es „unverantwortlich wäre, sie nicht zu nutzen“. Andererseits müsse man dahin kommen „durch praktische Datensicherheitsmaßnahmen den Missbrauch natürlich möglichst zu verhindern“. Der Sachverständigenrat habe entsprechend schärfere Strafen für den Missbrauch gefordert. Niggemeier verwies dabei auf das deutsche Gendiagnostikgesetz, das Freiheitsstrafe oder hohe Geldstrafen für den Missbrauch vorsehe. Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Dr. Michael Frank, Präsident der European Regional Organization (ERO) in der World Dental Federation (FDI), wichtige Prämissen der BZÄK für die Gestaltung der Digitalisierung auf nationaler wie auf europäischer Ebene vor: „Die KI sollte Empfehlungen geben und Behandlungen unterstützen, aber keine menschliche Entscheidung ersetzen.“ Die Letztentscheidung müsse immer beim Menschen liegen, so Frank. Weiter sollen Patientinnen und Patienten „darauf vertrauen können, dass auch beim Einsatz digitaler Techniken oder KI die Behandlungen seitens der Heilberufe in eigener Verantwortung auf fachlicher Basis und unabhängig von externen Interessen erbracht werden“. Schlussendlich verwies Frank darauf, dass Gesundheitsdaten aus Sicht der BZÄK „keine kommerzielle Ware“ seien. Missbrauch müsse in jedem Fall verhindert werden. br BZÄK-Präsident Christoph Benz fordert mehr Pragmatismus und Realitätssinn in der Digitalisierungsdebatte. Foto: Alexander Louvet 28 | POLITIK
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