Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

Name quip steht in den USA darum auch für ein Terminbuchungs- und Dentalversicherungssystem (quipcare), eine Zahnputz-App mit Rabattsystem (Oral Care Companion) und eine eigene Aligner-Marke samt bekanntem Fernbehandlungsansatz. Das Gegenteil von Fernbehandlung haben Unternehmen wie Henry the Dentist oder Onsite Dental im Sinn. Konkret bieten die Start-ups aufsuchende Zahnmedizin für die Beschäftigten von Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern oder für Studierende und Belegschaften von Universitäten an. Die Idee ist einfach: Die Start-ups kommen entweder mit fahrbaren Zahnarztpraxen in Form voll ausgestatteter Wohnmobile, mit Auflieger-Anhänger oder Container und stellen diese auf dem Unternehmensparkplatz oder dem Campus ab. Wer vorab online gebucht hat, kann bequem und zeitsparend zu Fuß zur mobilen Zahnarztpraxis gehen. Henry the Dentist startete 2017 mit dem Geschäftsmodell, hatte zwei Jahre später schon mehr als 70 große Kunden wie etwa den Mischkonzern Unilever und war in vier US-Bundesstaaten aktiv. Im Sommer 2021 wurde das Start-up dann vom Mitbewerber Onsite Dental geschluckt. Das Unternehmen war nach eigenen Angaben schon vor dem Zusammenschluss der größte US-Anbieter für Arbeitgeber-basierte Zahnpflege. Zusammen haben beide Unternehmen mindestens 70 Millionen US-Dollar von Investoren eingeworben und betreuen nach eigenen Angaben heute mehr als 850.000 Patienten von 150 Kunden in 14 US-Bundesstaaten. DIE PRAXIS KOMMT AUCH IN DIE FIRMA – UND BLEIBT DA Dabei konzentriert sich Onsite Dental nicht nur auf mobile Lösungen. Das Start-up bietet sehr großen Unternehmen auch an, in deren Räumen eine feste Praxis einzurichten, wo die Beschäftigten in zur Firmenphilosophie und dem Markenprofil passenden Räumen einen Zahnarzttermin wahrnehmen können. In den USA scheint es hierfür einen Markt zu geben. Nach Angaben von Onsite Dental verdoppelten beide Unternehmen vor Pandemiebeginn ihren Jahresumsatz und das kombinierte Unternehmen kalkuliert in Zukunft mit derselben Wachstumsrate. Denn auch die mobilen Praxen setzen neben modernsten Behandlungsstandards dem Zeitgeist entsprechend auf viel Komfort. Patienten bekommen auch hier angeboten, mit Noise-CancellingKopfhörern Netflix oder HBO zu schauen, um sich vom Check-up-Prozess oder der Zahnreinigung abzulenken. Und da die Unternehmen nach eigenen Angaben mit allen gängigen Gesundheitsversicherungsträgern großer Unternehmen zusammenarbeiten, sind die bequemen Behandlungen auf dem Firmengelände oder Campus für die Patienten kostenlos. mg LUXUS FÜR PATIENTEN – KI FÜR BEHANDLER Neben mehr Service (Onsite Dental), Nachhaltigkeit und Style bei Hygieneprodukten (quip) und Luxus im Praxisablauf (tend) setzen viele US-Start-ups auf technische Assistenzsysteme für den Behandler, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Der Branchendienst medicalstartups.org listete Ende Dezember 2021 die Top-16-Dental-Start-ups weltweit – gemessen am Erfolg bei ihren Investitionsrunden. Unter den Top 16 waren neun US-Unternehmen, drei davon (Pearl, VideaHealth, Overjet) arbeiten an einer Softwareunterstützung bei der Auswertung von dentalen Röntgenbildern, eines (Neocis) an einem Roboterarm, der noch genauere Implantationen erlauben soll (zm-online berichtete). Die weiteren gelisteten Unternehmen bieten passgenaue Brackets aus dem 3-DDrucker, spezielle Praxissoftware für große Praxisketten oder versuchen, nach dem mittlerweile auch in Deutschland bekannten Muster Alignerbehandlungen über das Internet zu verkaufen. Hier kommt der Zahnarzt zum Patienten. Henry the dentist rollt mit seinem voll ausgestatteten Praxismobil auf den Campus oder den Unternehmensparkplatz. Foto: YouTube-Screenshot 32 | GESELLSCHAFT

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