zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (739) DER PERSONALMANAGER „Männer sind zukunftsorientierter“ Als Personaler hat Christian Schütz oft den ersten und entscheidenden Kontakt mit Bewerbern und späteren Mitarbeitern. Was männliche Anwärter von weiblichen unterscheidet, verrät er hier. Worauf achten Sie bei den Bewerbern, die sich neben vielen Frauen ins Team eingliedern müssen? Christian Schütz: In erster Linie ist eine gewisse Menschenkenntnis wichtig. Beim Bewerbungsgespräch ist es relevant herauszufiltern, was für eine Persönlichkeit unser Gegenüber hat. Wenn die erste Einschätzung des Bewerbers mit unserem Bauchgefühl übereinstimmt, dann sind wir gerne bereit ein Ausbildungsverhältnis zu beginnen. Gibt es nennenswerte Unterschiede zwischen Bewerbern und Bewerberinnen? Abgesehen davon, dass es von Natur aus weniger männliche als weibliche Bewerber gibt, sind keine nennenswerten Unterschiede zu verzeichnen. Daher sind auch beide gleich gut für den Job geeignet. Das einzig Auffällige wäre, dass männliche Auszubildende zukunftsorientierter sind. Warum ist der Beruf der ZFA/ZMF/ DH so stark mit Frauen assoziiert? Wenn uns dieses Defizit bekannt wäre, hätten wir eventuell weit mehr männliche ZFA/ZMV/ZMP/DH in der Praxis. Vermutlich hat das etwas mit der früheren Hierarchie zu tun, als die Frau dem Mann zugearbeitet hat, in der Vergangenheit war der Beruf des Zahnarztes eher männlich dominiert. Heute sind es weit mehr Frauen in der Zahnmedizin, was einen Wandel des Denkens zufolge haben könnte. Was tut die Praxis als Unternehmen, um generell Bewerber zu gewinnen und speziell um Männer anzusprechen? Wir werben viel mit unseren Azubis! Hinzu kommt, dass unter unseren 20 Auszubildenden drei Männer sind. Diese drei lockern hoffentlich die Beklemmung anderer junger Männer, sich als ZFA zu bewerben. Im Rahmen des jährlich stattfindenden Boys‘Day versuchen wir darüber aufzuklären. Einige Teilnehmer möchten danach ein längeres Praktikum hier bei uns absolvieren. Es tut sich also was! Fällt Ihnen auf, dass Männer auf andere Aspekte Wert legen als Frauen? Nein, im direkten Feedbackgespräch sind unter den Auszubildenden, egal ob männlich oder weiblich, die Aspekte recht ähnlich gestrickt. \ CHRISTIAN SCHÜTZ ... ist als Personalmanager zuständig für die Rekrutierung von Azubis. „Auf den offenen und wertschätzenden Umgang mit allen Mitarbeitern lege ich großen Wert. Und ich versuche den Arbeitsalltag in unserer Praxis immer zu optimieren. Dazu gehören das Arbeitsumfeld, die Motivation und Aufstiegsund Weiterbildungsmöglichkeiten“, erklärt er. Foto: Petros Prontis natürlich über jeden männlichen Zuwachs und wir haben insgesamt elf männliche ZFAs (drei davon sind Auszubildende). Männliche ZFAs tendieren öfter dazu, durch Aufstiegsfortbildungen „Karriere“ machen zu wollen – als ZMP, DH und Angestellte im Praxismanagement. Das sind unsere Beobachtungen. Und wie kann man sie trotzdem oder gerade deshalb langfristig halten? Ganz einfach: durch Förderung der persönlichen Stärken und Einbeziehung in Team-Entscheidungen. Ein weiterer Aspekt ist die finanzielle Sicherheit, die gilt es zu festigen und zu fördern! Gilt der Satz „Männliche Azubis absolvieren die ZFA-Ausbildung, um danach Zahnmedizin zu studieren“ noch? Es macht erfahrungsgemäß keinen Unterschied, ob der/die Abzubildende männlich oder weiblich ist. Wer auf einen Studienplatz wartet und vorher die Ausbildung zur ZFA absolviert, tut dies, um sich aufs Studium vorzubereiten. Gleichwohl ist hervorzuheben, dass Auszubildende, die danach studieren wollen, ein anderes Verständnis für die Ausbildung mitbringen. Es wäre wünschenswert, wenn da die Zahnärztekammer viel moderner denken würde und mit häufigen Aktionen darauf aufmerksam machen würde, welche Vorteile die Berufe in der dentalen Branche mit sich bringen! Mit Aktionen schon in den Schulen zum Beispiel und mit großen Werbeaktionen im Januar und im Juni – jeweils kurz bevor die Ausbildungssemester losgehen. \ PRAXIS | 37
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