Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (741) Geschehen handelt, finden sich klinisch bei erhaltender Integrität der Mundschleimhaut keine exponierten Knochenareale, Fisteln oder Pusaustritt. Prädilektionsort ist in der Regel der Unterkiefer [Freudlsperger und Hoffmann, 2014]. Die initiale Entstehung der DSO wird von einigen Autoren auf eine geringgradige Infektion zurückgeführt, obwohl sich typischerweise nach Probeentnahmen bei der mikrobiologischen Differenzierung entweder keine Bakterien oder nur die üblichen Kontaminationen durch orale Kommensalen nachweisen lassen [van Merkesteyn et al., 1988]. Der Einsatz gängiger Antibiotikapräparate mit breitem Spektrum führt bei dieser Entität typischerweise nicht zur Ausheilung beziehungsweise Symptomfreiheit [Freudlsperger und Hoffmann, 2014]. DIAGNOSTIK Die korrekte Diagnose der DSO gelingt durch die Korrelation des klinischen Bildes mit der radiologischen Bildgebung: Wie erwähnt ist das klinische Bild von periodisch-rezidivierenden Schwellungen, begleitet von Kieferklemme und erheblichen Schmerzsensationen bei Fehlen von Hinweisen für eine bakterielle Infektion (erhaltender Integrität der Mundschleimhaut ohne exponierte Knochenareale, Fisteln oder Pusaustritt) pathognomonisch für diese Entität. In radiologischen Untersuchungen zeigt sich bei konventionellen Röntgenaufnahmen und in der CT-Bildgebung im betroffenen Kieferareal eine vermehrte Sklerosierung des Knochens ohne Sequesterbildung (Abbildungen 1 bis 3). In der Szintigrafie des Unterkiefers zeigt sich ein chronisch entzündlicher Prozess ohne Anzeichen für eine floride bakterielle Entzündung [van Merkesteyn et al., 1988] (Abbildung 3). THERAPIE Konservative Therapieansätze – die Gabe von Corticosteroiden und nichtsteriodalen Antirheumatika (NSAR) – erbrachten ebenso wie eine prolongierte Antibiotikatherapie keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Zahnärztliche Maßnahmen wie endodontische oder parodontale Behandlungen sowie lokal begrenzte chirurgische Eingriffe wie Zahnextraktionen und die Dekortikation des Kieferknochens bleiben in der Regel ohne Therapieerfolg [Otto et al., 2017]. In vielen Fällen konnte erst nach vollständiger Entfernung der betroffenen Kieferareale, bis hin zur Kontinuitätsresektion, eine Linderung der Beschwerdesymptomatik erreicht werden [Ogawa et al., 2001]. Ein neuer und Erfolg versprechender Therapieansatz scheint die Therapie mit antiresorptiven Medikamenten zu sein. Erste positive Ergebnisse im Sinne einer Remission der Beschwerdesymptomatik konnten mit der Gabe von Bisphosphonatpräparaten wie Ibandronat erzielt werden [Otto et al., 2015]. In neueren Untersuchungen wurde statt Ibandronat Denosumab verabreicht [Otto et al., 2017; Hallmer et al., 2018], das aufgrund fehlender Bindung an den Knochen Abb. 2 und 3: Coronare und axiale CT-Schichten einer Patientin mit DSO: Der Stern markiert den sklerosierten Kieferknochen. Abb. 4: Skelettszintigrafie einer Patientin mit DSO: Dunkle Areale markieren die Mehranreicherung des Tracers als Zeichen entzündlicher Aktivität. Quelle: Abt. für Radiologie, Universitätsklinik Bonn Quelle: Abt. für Nuklearmedizin, Universitätsklinik Bonn DR. DR. VALENTIN WIEDEMEYER Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Venusberg – Campus 1, Haus 11, 2. OG; 53127 Bonn Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 39

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