zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (746) Ein 64-jähriger Patient wurde im Zuge einer Überweisung zur Beurteilung der Weisheitszähne 18 und 28 in unserer oralchirurgischen Überweiserpraxis vorstellig. Allgemeinanamnestisch litt er an einer mit Bisphosphonaten medikamentös therapierten Osteoporose. Speziell anamnestisch wies er eine chronische Sinusitis maxillaris und eine chronische Sinusitis frontalis auf. Diese wurden 2010 medikamentös und operativ alio loco frustran versorgt. Die Therapie der chronischen Sinusitiden blieb erfolglos, so dass der Patient an täglicher, beidseitiger Exkretion grünlichen Sekrets aus den Nasenlöchern sowie chronischen Kopfschmerzen litt. Dental waren alle Oberkieferzähne klinisch unauffällig und vital. Zum Ausschluss einer klinisch okkulten dentogenen Ursache der chronischen Sinusitis maxillaris und zur Beurteilung der Lage der retinierten Zähne 18 und 28 wurde eine Panoramaschichtaufnahme (PSA) erstellt. Nebenbefundlich zeigte sich in der PSA (Abbildung 1) im Bereich des rechten Kieferastes eine circa 10 mm x 6 mm große, klar begrenzte, knochendichte Opazität. Diese Opazität erschien als am Rand opak verdichtete und nicht infiltrierende Struktur, die mit keiner erkennbaren dentogenen oder nichtdentogenen Struktur direkt korrelierte. Auf einer zum Vergleich vom Hauszahnarzt angeforderten PSA, die etwa neun Jahre zuvor erstellt wurde, ist ein vergleichbarer Befund zu sehen (Abbildung 2). Zur erweiterten radiografischen Diagnostik wurde dann eine dreidimensionale Bildgebung im Sinne einer digitalen Volumentomografie (DVT) des Mittelgesichts angefertigt. Wie in Abbildung 3 zu sehen ist, präsentierte sich im DVT an der medialen Seite im kranialen Drittel des aufsteigenden Astes des Ramus mandibulae am Übergang zum Processus condylaris eine in alle Achsen ausgedehnte, etwa 10 mm x 6 mm große, knochendichte Opazität, deren Form am ehesten mit einer Kidneybohne zu vergleichen war. Diese war, wie in der präoperativen PSA, klar begrenzt, am Rand opak verdichtet und im Zentrum diffus blass opak. Eingelagert war sie in eine lakunenförmige Aussparung des Ramus mandibulae kranio-rostral des Foramen mandibulae ohne erkennbare umliegende Osteolyse oder Infiltration. Ideal erkennbar war die beschriebene Struktur in der markierten Ebene der koronalen Schicht. MKG-CHIRURGIE Ossäres Choristom am aufsteigenden Unterkieferast Ali Abriani, Georg Huber Seltene Entitäten können vor allem dann lange unerkannt bleiben, wenn sie mit den aktuellen Beschwerden des Patienten nicht in Verbindung zu bringen sind und nur nebenbefundlich auffallen könnten. Der folgende Fall zeigt, wie wichtig eine sorgfältige Befundung der Bildgebung bei der Identifizierung seltener Anomalien ist. Abb. 1: Präoperativ erstellte Panoramaschichtaufnahme zur Beurteilung der Kieferhöhlen beidseits: Erkennbar ist eine circa 10 mm x 6 mm große, klar begrenzte, knochendichte Opazität im Bereich des rechten aufsteigenden Kieferastes. Quelle: Oralchirurgische Praxisklinik Dres. Huber & Freitag DR. ALI ABRIANI Oralchirurgische Praxisklinik Dres. Huber & Freitag Marienstr. 22, 71083 Herrenberg Foto: privat 44 | ZAHNMEDIZIN
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=