zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (748) tionen in der buccalen Mucosa sowie sublingual gelegene Choristome [Mintz et al., 1995; Lin et al., 1998]. Die häufigste Form intraoraler Manifestationen ist die linguale. Eine Publikation aus dem Jahr 1998 hat einige dieser sehr seltenen Fälle in einem Review zusammengefasst [Supiyaphun et al., 1998]. Es zeigte sich, dass linguale ossäre Choristome vor allem zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr entstehen und Frauen mit etwa 81 Prozent der Fälle bevorzugt betroffen sind. Der häufigste Manifestationsbereich liegt im posterioren Drittel der Zunge nahe dem Foramen cecum und den Papillae circumvallatae. Symptomfrei waren etwa 40 Prozent der Patienten, die anderen Patienten zeigten Symptome wie Dysphagie, Irritationen beim Schlucken und Mobilitätseinschränkungen [Supiyaphun et al., 1998]. Während linguale ossäre Choristome vereinzelt in moderneren Publikationen beschrieben werden, findet sich im deutschsprachigen Raum keine aktuelle Veröffentlichung zur Manifestation eines ossären Choristoms im Bereich des aufsteigenden Astes der Mandibula. Lediglich submandibuläre ossäre Choristome sind beschrieben [Supiyaphun et al., 2000; Johann et al., 2005; Prochno et al., 2020]. Wegen des seltenen Auftretens spielt das ossäre Choristom in den diagnostischen Überlegungen meist keine Rolle – doch selbstverständlich können auch seltene Entitäten klinisch relevant werden. Der vorliegende Fall zeigt, wie essenziell wichtig die vollständige, gewissenhafte radiografische Befundung jeglicher Bildgebung im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich ist. Anomalien sollten stets von einem harmlosen Röntgenartefakt beziehungsweise einem Fehler im Bildgebungsverfahren abgegrenzt werden. Im beschriebenen Fall hätte das ossäre Choristom schon einige Jahre vorher erkannt werden können. Eine klare Empfehlung, ob ein symptomloses Choristom operativ entfernt werden sollte oder belassen werden kann, ist aufgrund fehlender wissenschaftlicher und klinischer Grundlagen nicht möglich. Sollte im Zuge einer Probeexzision der gesamte Befund risikoarm und technisch unproblematisch entnehmbar sein, so ist auch zur Diagnosesicherung dies einer partiellen Entnahme aus unserer Sicht vorzuziehen. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Eine gewissenhafte und sorgfältige Befundung der zwei- und dreidimensionalen Bildgebung ist, wie in jedem anderen medizinischen Fachbereich, auch im Zahn-Mund-Kieferbereich unerlässlich. Seltene Pathologien lassen sich so oft frühzeitig erkennen. \ Bei unbekannten Veränderungen in der Bildgebung ist die Einholung einer Zweit- oder sogar Drittmeinung zahnärztlicher, oralchirurgischer oder MKG-Kollegen dringend zu empfehlen. Abb. 3: Präoperatives DVT-Bild: Erkennbar ist im kranialen Drittel des aufsteigen Astes des Ramus mandibulae am Übergang zum Processus condylaris eine in alle Achsen ausgedehnte, etwa 10 mm x 6 mm große, knochendichte Opazität. Die Markierung zeigt in der coronalen Ebene die Lokalisation des Befunds. Im Seitenvergleich erscheint die angrenzende Kompakta solide und kontinuierlich ohne erkennbare Zeichen eines verdrängenden oder infiltrativen Wachstums. Quelle: Oralchirurgische Praxisklinik Dres. Huber & Freitag Abb. 4: Panoramaschichtaufnahme post-OP Quelle: Oralchirurgische Praxisklinik Dres. Huber & Freitag DR. GEORG HUBER Oralchirurgische Praxisklinik Dres. Huber & Freitag Marienstr. 22, 71083 Herrenberg Foto: privat 46 | ZAHNMEDIZIN
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