Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (760) Frauen und führt ebenfalls zu einer Gesichtsasymmetrie mit unterschiedlichem Ausmaß. Initial ist dabei häufig die Wangenregion betroffen. Die Ursachen sind mannigfaltig und reichen von Infektionen über lokale Durchblutungsstörungen bis hin zu Autoimmunprozessen [El-Kehdy et al., 2012; Indurkar et al., 2008]. Von diesen Krankheitsbildern zu unterscheiden sind die weit häufigeren rein skelettal bedingten Laterogenien mit oder ohne Vorliegen einer kondylären Hyperplasie, die ins Behandlungsspektrum der orthognathen Chirurgie fallen [Fariña et al., 2018; Mouallem et al., 2017]. Beim hier beschriebenen Fall einer vorbehandelten hemifazialen Mikrosomie fokussierte sich die Therapie auf die weiter bestehende Unterentwicklung des unteren Gesichtsdrittels, mit einer daraus resultierenden knöchernen und weichgeweblichen Asymmetrie. Ausschlaggebend für die Vorstellung der Patientin, die beruflich in der Öffentlichkeit steht, war insbesondere der Wunsch nach einer ästhetischen Korrektur. Häufig bestehen bei der hemifazialen Mikrosomie dysgnathe Verhältnisse mit vorwiegenden Abweichungen in der Vertikalen und der Transversalen, so dass hier nach Abschluss des Wachstums entsprechende kieferorthopädische und orthognath-chirurgische Therapien notwendig werden [Abotaleb et al., 2021]. Zur weichgeweblichen Augmentation bieten sich je nach Defizit auch freie Fernlappenplastiken an [Abdullaev et al., 2018; Kaira und Gupta, 2013]. Trotzdem ist es nicht immer möglich, dadurch Asymmetrien vollständig auszugleichen. Dann werden später weitere Korrektureingriffe an den Gesichtsweichteilen und am knöchernen Gesichtsschädel notwendig. Während die CAD/CAM-Technik bei Genioplastiken oder bei knöchernen Rekonstruktionen schon von vielen MKG-Kliniken erfolgreich eingesetzt wird, ist eine Kombination beider Operationstechniken mit einer autologen Fettgewebsaugmentation noch nicht beschrieben worden [Rustemeyer et al., 2014; Rückschloß et al., 2020]. Insbesondere durch letztere Technik lässt sich ein weichgewebliches Defizit sehr gut dosiert und exakt ausgleichen. Zudem kann zusätzlich eine Modellation im augmentierten Bereich erfolgen. Es stellt sich jedoch immer wieder die Frage nach der Stabilität des Ergebnisses. Dabei decken sich unsere Erfahrungen mit der Liposuction/ Lipofilling-Therapie mit denen in der Literatur. Eine partielle Fettresorption tritt meistens in den ersten drei Monaten auf, danach eher nicht mehr [Karmali et al., 2018]. Eine entsprechende Überkorrektur von vornherein wird allerdings kontrovers diskutiert. Falls eine Fettresorption eintritt, die das gewonnene ästhetische Ergebnis beeinträchtigt, ist eine Re-Augmentation nach acht bis neun Monaten Erfolg versprechend [Azoury et al., 2021; Cervelli et al., 2016]. Bei unserem Fall zeigt sich nach nunmehr einem Jahr ein stabiles Ergebnis ohne sichtbare Verminderung des Volumens des Fettgewebsaugmentats. Somit Abb. 3: Liposuction (l.) und Lipofilling (r.) zur weichgeweblichen Augmentation und Modellierung Foto: Jan Rustemeyer DR. DR. SUSANNE SEHHATI CHAFAI LEUWER Ltd. Oberärztin Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Plastische Operationen St.-Jürgen-Str. 1, 28205 Bremen Foto: privat 58 | ZAHNMEDIZIN

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