Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (780) Komposite sind heute sowohl im Front- als auch im Seitenzahnbereich die Füllungsmaterialien der Wahl für direkte Restaurationen. Grund dafür sind die hervorragenden ästhetischen und guten mechanischen Eigenschaften der Kompositmaterialien. Zudem kann auf eine minimalinvasive Präparationstechnik zurückgegriffen werden. Allerdings gibt es Materialeigenschaften wie zum Beispiel die Polymerisationsschrumpfung, die zu negativen klinischen Ergebnissen führen können – hier sind die postoperative Sensibilität, Randspaltbildungen, Randverfärbungen et cetera zu nennen. Um dennoch zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen, wurden Kompositmaterialien zunächst in Schichttechnik in Kavitäten eingebracht, wobei allerdings ein erheblicher Zeitaufwand in Kauf genommen werden musste. Bulkfill-Kompositmaterialien hingegen können in größeren Schichten (4–5 mm) eingebracht werden, ohne dass deren mechanische Eigenschaften und der Polymerisationsgrad beeinträchtigt sind. Diese Materialien haben häufig eine höhere Transluzenz und verfügen nicht selten über alternative Fotoinitiatorsysteme sowie modifizierte Monomere, damit die größere Polymerisationstiefe tatsächlich erreicht werden kann. Bulkfill-Kompositmaterialien sind also eine attraktive Alternative zu den Kompositen, die in Schichttechnik appliziert werden müssen. Es stellt sich dabei allerdings die Frage, ob die beiden Füllungstechniken zu ähnlich guten, klinisch adäquaten Langzeitergebnissen führen oder ob die Schichttechnik der Bulkfill-Technik tatsächlich überlegen ist. MATERIAL UND METHODE Eine Autorengruppe um Patrícia Valéria Manozzo Kunz und Carla Castiglia Gonzaga aus Brasilien führte ein systematisches Literaturreview mit einer anschließenden Metaanalyse durch, um diese Fragestellung zu beantworten. Dabei wurden die Bedingungen für ein wissenschaftliches Review grundlegend berücksichtigt und entsprechende PICO-Fragen formuliert (für die detaillierte Beschäftigung mit diesen Fragen siehe die Originalpublikation). Anhand dieser Fragen wurde in den wichtigen medizinischen Datenbanken, etwa PubMed, Scopus, Web of Science, Latin American and Caribbean Health Sciences Literature (LILACS), Brazilian Bibliography in Dentistry (BBO) und Cochrane Library, nach randomisierten, kontrollierten Studien gesucht. Dabei wurden Studien identifiziert, die sich mit Klasse-Iund -II-Restaurationen im Seitenzahnbereich bei erwachsenen Patienten beschäftigt haben und in denen entweder die Bulkfill- oder die Inkrement-Technik untersucht wurde. Das primäre Outcome waren Retention und Frakturrate. Als sekundäres Ergebnis wurden anatomische Form, OberAUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin AUS DER WISSENSCHAFT Kompositrestaurationen: Inkrement- versus Bulkfill-Technik Elmar Hellwig Bulkfill-Komposite sind einfacher und schneller zu verarbeiten als herkömmliche Komposite, die zeitaufwendig inkrementell in die Kavität eingebracht werden müssen. Doch wie steht es um die Qualität des Materials? Wird das einfachere Handling mit materialtechnisch bedingten Nachteilen erkauft? Eine brasilianische Arbeitsgruppe hat diese Frage jetzt in einem Review mit anschließender Metaanalyse untersucht. PROF. DR. ELMAR HELLWIG Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetterstr. 55, 79106 Freiburg Foto: privat 78 | ZAHNMEDIZIN

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