Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 8

zm112, Nr. 8, 16.4.2022, (785) Mit dem Strom vom Dach laden die E-Fahrzeuge vor der Praxis Dr. Andreas Treichel hat eine knapp 120 qm große Praxis mit drei Behandlungszimmern in Friedrichshafen am Bodensee auf deren Dach er 2016 eine Photovoltaikanlage (PV) installieren ließ. Die Räume sind angemietet, er hat sich dafür das Einverständnis des Vermieters eingeholt. Die PV „ist schließlich auch eine Art Aufwertung der Immobilie“. 35 Module mit einer Spitzenleistung von knapp 10 Kilowatt (kWp) produzieren rund 10.000 kWh Strom im Jahr und decken circa 50 Prozent des Stromverbrauchs der Praxis. Da die Energie in der Regel tagsüber geund verbraucht wird, hat Treichel keinen Speicher angeschafft. An sonnigen Tagen übersteigt die Leistung der PV-Anlage den Verbrauch, der Überschuss wird ins Stromnetz des örtlichen Versorgers eingespeist. Dann produziert sie bis zu 50 kWh, die Praxis benötigt etwa 35 kWh pro Tag. PRAXISBEISPIEL MIT PHOTOVOLTAIKANLAGE Nach der Registrierung der PV-Anlage beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur erhält der Anlagenbetreiber dafür eine Einspeisevergütung. Diese beträgt aktuell etwa sieben Cent pro Kilowattstunde. Im Jahr 2020 hat eine kWh Strom in Deutschland durchschnittlich 33 Cent gekostet. An bedeckten Tagen werden nur etwa drei bis vier kWh produziert. Dann muss Strom hinzugekauft werden – natürlich von einem Ökostromanbieter. Die Kosten: Für die PV hat Treichel zunächst 17.500 Euro bezahlt, nach Rückerstattung der Mehrwertsteuer hat ihn die Investition etwa 14.700 Euro gekostet. Diese wird sich über sechs bis sieben Jahre hinweg amortisieren, der CO2-Fußabdruck der Modulherstellung etwa nach gut zwei Jahren, hat Treichel ausgerechnet. Weiterer Vorteil: Die Anlage hält an besonders heißen Tagen die direkte Sonneneinstrahlung von den Räumlichkeiten unterm Dach ab. Das ist ein angenehmer Nebeneffekt, denn Treichel verzichtet aus Nachhaltigkeitsgründen auf eine Klimaanlage in der Praxis. Das Team zieht mit Weiter stellt er seinen Mitarbeiterinnen ein Elektroauto zur kostenlosen Nutzung auch zu privaten Zwecken (Firmenwagen) zur Verfügung. Wie sich das als geldwerter Vorteil für beide Seiten rechnet, lesen Sie auf Seite 52 diesem Heft. Für die kurzen Wege durch die Stadt verwendet das Team einen Renault Twizy mit geringem Verbrauch und „überraschend langer Akku-Lebensdauer“, berichtet der Zahnarzt. Beim Laden der E-Fahrzeuge kommt unter anderem der selbst produzierte Strom vom Dach zum Einsatz. Ein Parkplatz für Patienten mit Ladestation ist in Planung. Der wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau mit einmalig 900 Euro gefördert. Und weil der Anfahrtsweg zur Zahnarztpraxis von Patienten und Personal mit am stärksten zum ökologischen Fußabdruck einer Praxis beiträgt, geht das Team mit gutem Vorbild voran und kommt zu Fuß oder mit dem Rad oder bildet Fahrgemeinschaften. „Trotzdem achten wir natürlich auch auf Kleinigkeiten, wie Mehrwegspülbecher, die hitzebeständig im Thermodesinfektor gereinigt werden können. Soweit möglich sind alle Elektrogeräte außer der Praxis-Server mit einer Zeitschaltuhr ausgestattet und wir trinken Fair Trade Kaffee“, schließt Treichel. Das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcensparen nehme das ganze Team ernst. „Nur so kann es wirklich funktionieren!“ Treichel überlegt, seine Praxis als Grüne Praxis zertifizieren zu lassen. Im letzten Jahr hat er bereits zwei Preise im Rahmen um die Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit erhalten, etwa den „Klimaretter-Award“ der Viamedica Stiftung. PRAXIS | 83

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