Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 9

zm112, Nr. 9, 1.5.2022, (844) wobei der Früherkennung eine entscheidende prognostische Bedeutung zugeschrieben wird. Generell ist jede Mundschleimhautveränderung, die länger als zwei Wochen vorbesteht, abklärungsbedürftig. Liegt jedoch nur der geringste klinische Verdacht auf ein Mundschleimhautmelanom vor, sollte diese Frist nicht abgewartet werden und eine sofortige Abklärung erfolgen. Eine bläuliche, bräunliche oder schwarze makulöse oder noduläre Mundschleimhautveränderung im Sinne eines melanotischen OMM ist meist eindrücklich und auch durch den weniger erfahrenen Untersucher leicht zu erkennen. Im Gegensatz dazu sind bis zu 40 Prozent der OMM amelanotisch und weisen damit keine typische Pigmentierung auf, was eine klinische Diagnose deutlich erschwert [Patrick et al., 2007; Carvajal et al., 2012; Chandan et al., 2020]. Aber auch die pigmentierten Varianten werden zumeist erst spät diagnostiziert, da den Patienten belastende Symptome wie Schmerzen, Blutungen, Ulzerationen oder Foetor ex ore erst in fortgeschrittenen Stadien auftreten [Singh et al., 2019]. Im Juli 2020 ist die aktualisierte Version der „S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Melanoms“ erschienen, die den mukosalen Melanomen ein eigenes Kapitel widmet, in dem vor allem Empfehlungen zur histologischen Diagnose, zur Klassifikation und zur Therapie gegeben werden [Eigentler et al., 2020]. Zur Sicherung der klinischen Verdachtsdiagnose muss die Entnahme einer repräsentativen Gewebeprobe zur histopathologischen Untersuchung erfolgen. Kleinere Läsionen sollten bereits initial in toto exzidiert werden. Mikroskopisch können melanotische OMM oft bereits in der Hämatoxylin-Eosin-(HE-)Färbung erfolgreich diagnostiziert werden. Zusätzlich stehen zur Diagnosebestätigung oder bei unklaren Befunden und bei amelanotischen OMM immunhistochemische Marker wie HMB45 und Melan-A zur Verfügung, die gerade das amelanotische OMM histologisch gegenüber Lymphomen, undifferenzierten Karzinomen oder Sarkomen abgrenzen [Casiraghi und Lefèvre, 2009]. Die Ausbreitungsdiagnostik des OMM ist abhängig vom jeweiligen Stadium und analog zum kutanen malignen Melanom, dabei nimmt das Melanoma in situ wiederum eine gesonderte Rolle ein. Neben einer sonografischen Untersuchung der Halsweichteile kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) der Kopf-Hals-Region zur Beurteilung der lokoregionären Ausdehnung und der Halslymphknoten, wo in der Regel zuerst Metastasen auftreAbb. 7: Zustand nach Resektion des zweiten Rezidivs und Freilegung der Implantate (über einen Spiegel fotografiert): Die Mundschleimhautveränderungen wurden mit Sicherheitsabstand reseziert. Die Implantate in den regiones 12 und 21wurden freigelegt und mit Gingivaformern versorgt. Abb. 8: Patientenspezifische 3-D-gedruckte Vorrichtung, die eine Kombination aus einem zungenretrahierenden Strahlenstent und einem Wangenschleimhautretraktor darstellt: a: CAD-Konstruktion und b: beim Patienten für die Strahlentherapie eingegliedert ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. DR. MED. DANIEL MÜLLER Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat a b 34 | ZAHNMEDIZIN

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