zm112, Nr. 9, 1.5.2022, (858) Im Rahmen der Therapie der craniomandibulären Dysfunktion werden immer wieder verschiedene Therapieansätze verfolgt [Kuttila et al., 1998]. Das Spektrum der Therapieoptionen reicht dabei von der manuellen Physiotherapie über die pharmakologische Behandlung bis hin zur Akupunktur [Geneen et al., 2017]. Am häufigsten wird jedoch die zahnärztliche, okklusale Schiene wie etwa die Michiganschiene zur Therapie von Bruxismus und im Rahmen der Behandlung craniomandibulärer Dysfunktionen eingesetzt. Ein Erfolgskriterium dieser Behandlungen ist die Reduktion von Schmerz in Kaumuskulatur und Kiefergelenk. Wie effektiv zeigen sich darin okklusal adjustierte Schienen im Vergleich zu Schienen ohne adjustierte Oberfläche? Und gibt es Hinweise auf einen Placeboeffekt? MATERIAL UND METHODE Eine Arbeitsgruppe um Dr. Nikolaos Christidis des Karolinska Instituts in Huddinge, Schweden, hat sich dieser Fragestellung angenommen. Die Forschenden führten auf der Basis von randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien, die bis April 2020 veröffentlicht wurden, eine Netzwerkmetaanalyse durch. Im Rahmen der Metaanalyse wurden aus den eingeschlossenen Studien alle Patienten mit einer schmerzhaften craniomandibulären Dysfunktion (CMD) berücksichtigt, wobei sich die Schmerzen auf den Bereich der Kaumuskulatur und/oder der Kiefergelenke bezogen. Das Augenmerk lag dabei auf erwachsenen Patienten, die in einem Nachbeobachtungszeitraum von einem bis zwölf Monaten untersucht wurden. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Testgruppe und zwei Kontrollgruppen (Placebogruppen) aufgeteilt. Die Kontrollgruppen gliederten sich in eine aktive und eine passive Placebogruppe. Den Patienten der aktiven Placebogruppe wurden zahnärztliche Schienen ohne adjustierte Oberfläche eingesetzt. Dagegen wurde bei Patienten der passiven Placebogruppe keine Schienentherapie durchgeführt. Die Patienten der Testgruppe erhielten harte oder auch weiche Schienen mit adjustierter Oberfläche. Die therapeutische Wirksamkeit der Schienentherapie wurde anhand von zwei Parametern untersucht. Zum einen wurde die Schmerzintensität anhand einer VAS-Skala gemessen und zum anderen die Schmerzreduktion, die sich auf die Quantität des Schmerzes bezieht, erfasst. Aus insgesamt 24 Studien wurden 508 Patienten im Hinblick auf eine Verringerung der Schmerzintensität untersucht. Zur Untersuchung der Schmerzreduktion wurden aus der AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz AUS DER WISSENSCHAFT Schienentherapie bei CMD-Patienten: Alles nur Placebo? Hannah Bleiel, Florian Beuer Immer wieder entsteht klinisch der Eindruck, dass es keine befriedigende Erklärung für die Wirkung einer zahnärztlichen Schiene gibt. Und tatsächlich sind die Wirkmechanismen bislang weitgehend ungeklärt. Fachleute schließen einen Placeboeffekt nicht aus. Doch was bedeutet das für den klinischen Alltag? Sollte tatsächlich ein Placeboeffekt für die Besserung der Symptome verantwortlich sein? Eine schwedische Netzwerkmetaanalyse versucht das zu klären. HANNAH BLEIEL Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat 48 | ZAHNMEDIZIN
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