Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm112, Nr. 10, 16.5.2022, (936) allein, aber es ist auf jeden Fall ein wichtiger Faktor. Seine Strahlkraft quasi.“ „DIE WIRKUNG HAT UNS ENORM ERSTAUNT!“ „Die Wirkung hat uns enorm erstaunt: Die Angstpatienten kommen oft angespannt und schwitzend ins Behandlungszimmer, wenn sie sich dann hingesetzt haben, richten sie den Blick auf das bunte Leuchtbild zwischen der Arbeitsbeleuchtung – und werden in den Bann gezogen“, erzählt Antonia Kammerlander. „Ich denke, es ist genau diese Kombination: das Blau des Himmels, das Naturmotiv und die Farbe der Leuchte – man kann zugucken, wie die Anspannung weicht.“ Und auch ein Patient, der kein Geheimnis daraus macht, dass er nicht gerne zum Zahnarzt kommt, sagte mit Blick auf die Deckenbeleuchtung: „Wow! Fangt an, ich gucke einfach nur nach oben!“ Verschiedene Studien haben die Lichtwirkung jenseits der visuellen Effekte untersucht. So konnte eine aktuelle Untersuchung der Oregon State University [Hauser et al., 2020] bestätigen, wie Licht und Beleuchtung nicht-visuelle Reaktionen beim Menschen und damit den zirkadianen Rhythmus des Menschen beeinflussen. Und eine Studie der Technischen Universität von Košice in der Slowakei [Cupkova et al., 2019] hat herausgefunden, wie durch smarte Technologien angepasste Beleuchtungskonzepte das psychische Wohlbefinden beeinflussen können. So wurde künstliche Intelligenz eingesetzt, um die Emotionen des BenutQuelle: Heftreihe „licht.wissen“, Heft 07 „Gesundheitsfaktor Licht“, S. 21 DER ZIRKADIANISCHE ZYKLUS Wie Licht den menschlichen Organismus steuert Besonders an trüben, kurzen Tagen im Winter wird deutlich, wie groß der Einfluss von Tageslicht auf das Aktivitätslevel ist. Dann ist es kaum stark genug, um die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden stimulierend zu unterstützen. Das Tageslicht taktet die innere Uhr – ein kompliziertes Steuersystem, das sämtliche Körperfunktionen im 24-Stunden-Rhythmus koordiniert und aufeinander abstimmt. Dieses System – der zirkadianische Zyklus (circa = ungefähr, dies = Tag), das ist der Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen – muss täglich neu durch das Tageslicht synchronisiert werden. Fehlen Lichtreize als wichtiger Zeitindikator, kommt die innere Uhr aus dem Takt. In der Folge können sich Menschen müde und antriebslos fühlen. Einen wesentlichen Einfluss auf den zirkadianen Rhythmus nimmt das Hormon Melatonin. Es wird in der Zirbeldrüse des Zentralgehirns gebildet und reguliert durch seine Konzentration im Blutserum viele organische Vorgänge. So ist die Aktionsfähigkeit direkt mit der Höhe des Melatoninspiegels verbunden (Grafik). Liegt Melatonin in höherer Konzentration im Blut vor, stellt sich ein Müdigkeitsgefühl ein. Umgekehrt ist ein hoher Cortisolspiegel für die Wachphasen mitverantwortlich. Durch die direkt auf die Netzhaut auftreffende Lichtenergie wird die Melatonin- und die Cortisolproduktion gesteuert – unabhängig vom eigentlichen Sehvorgang. Viel Licht, besonders der kurzwellige Spektralanteil, lässt den Cortisolspiegel ansteigen und unterdrückt die Produktion von Melatonin. Entsprechend wird der Mensch wach, wenn es hell wird, und müde, wenn es dunkel wird. 18 | PRAXIS

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