Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

gie zu verabreichen. Bei Patienten mit odontogenen Infektionen liegt die Resistenzrate für Amoxicillin deutlich niedriger als für Clindamycin. Die Resistenzrate gegenüber Clindamycin wird mit 25 bis 45 Prozent angegeben. Für den zahnärztlichen Bereich wird ein bakterizides Wirkspektrum für Antibiotika gefordert, dieses kann das bakteriostatische Antibiotikum Clindamycin nicht erfüllen [Hussein et al., 2018]. Als Reserveantibiotikum wird Clindamycin bei Anaerobiern und Staphylokokkeninfektionen angesehen. Neben seiner schlechten gastrointestinalen Verträglichkeit, ist die Parallelresistenz zu Makroliden ein weiterer Nachteil [Al-Nawas et al., 2021]. Trotz dieser Fakten wird zu 51 Prozent Clindamycin im Rahmen endodontischer Therapiemaßnahmen verschrieben [Hussein et al., 2018]. Hier sollte dringend umgesteuert werden. Der Einsatz von Antibiotika in der endodontischen Therapie sollte immer mit Bedacht gewählt werden. Lediglich bei 20 Prozent aller odontogenen Infektionen sind systemische Antibiotika indiziert, jedoch werden in circa 80 Prozent der erhobenen Patientenfälle Antibiosen rezeptiert [Siqueira et al., 2011]. Eine genaue Diagnostik und Therapie des endodontischen Problems sowie der richtige Umgang mit odontogenen Abszessen können den Einsatz von bakteriziden und bakteriostatischen Medikamenten reduzieren und überflüssige Gaben vermeiden. Um die Entwicklung von Antibiotika-resistenten Bakterienstämmen zu vermeiden, ist es wichtig, mit der Verschreibung von Antibiotika sehr bewusst umzugehen. Die Anzahl Penicillin-resistenter Streptokokken in der Mundhöhle nimmt weiter zu und ist bei Patienten, die häufig Antibiotika nehmen am höchsten [Pasquantonio et. al., 2012]. ANTIBIOTIKATHERAPIE BEI TRAUMATISIERTEN ZÄHNEN Bei einem dentalen Trauma kann es zu schweren Dislokationen der Zähne kommen. Zu den Dislokationsverletzungen gehören die Intrusion, die laterale Dislokation und die Avulsion des kompletten Zahnes als die schwerste Form der Dislokation. Bei diesen dislozierenden Zahntraumata kann von einer Verletzung oder Schädigung des Desmodonts ausgegangen werden – hier sind vor allem die Intrusion und die Avulsion der Zähne zu nennen (Abbildungen 4 und 5). In diesen Fällen wird ab dem achten Lebensjahr eine systemische Gabe von Doxycyclin zur antiresorptiven Therapie empfohlen. Die Datenlage zum klinischen Vorgehen der Antibiotikagabe ist bisher nicht eindeutig. Die Gabe des Doxycyclins beginnt am Tag des Unfalls mit einer Initialdosis von 100 mg für Patienten mit einem Körpergewicht von über 50 kg. Die Erhaltungsdosis beträgt für die kommenden sechs Tage zweimal täglich 50 mg. Kinder ab acht Jahre, die weniger als 50 kg wiegen, bekommen das Doxycyclin in einer Dosierung von 2 mg/kg Körpergewicht. Durch die kurze Gabe des Doxycylins sind Zahnverfärbungen sehr unwahrscheinlich. Des Weiteren hat bei über acht Jahre alten Patienten die Mineralisierung der Zahnkronen der ersten und zweiten Molaren bereits stattgefunden [Krastl et al., 2020] (Tabelle 2). Ist der traumatisierte Zahn mit abgeschlossenem Wurzelwachstum um mehr als 1 mm aus der Alveole ausgelenkt worden, muss von einem apikalen Abriss des Gefäß-Nerven-Strangs ausgegangen werden. Die Regeneration der Pulpa bei einem ausdifferenzierten Foramen apicale (kleiner als zwei Millimeter im Durchmesser) ist extrem unwahrscheinlich, so dass es in diesen Fällen zu einer Pulpanekrose kommt. Über die Dentintubuli erfolgt nachfolgend bei traumatisierten Zähnen mit nekrotischer Pulpa eine ANTIBIOTIKA UND DIE ENTSPRECHENDEN DOSIERUNGEN BEI ODONTOGENEN INFEKTIONEN Antibiotikum bei odontogenen Infektionen Amoxicillin Clindamycin Amoxicillin + Clavulansäure Tab. 1, Quelle: Ibing Dosierung für 3–5 Tage 500 mg : dreimal täglich 300 mg : drei- bis viermal täglich 875mg + 125 mg : zweimal täglich Abb. 6: Repositionierung des Zahnes 21 Abb. 7: Flexible Schienung des Zahnes 21 mit einer Titantraumaschiene ZAHNMEDIZIN | 43

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