zm112, Nr. 10, 16.5.2022, (982) MKG-CHIRURGIE Das Entschlüsseln der „Black Box“ zeigt ein seltenes intraossäres Hämangiom Laura Rottlaender, Ulf Quäschling, Bernd Lethaus, Rüdiger Zimmerer, Alexander K. Bartella Zystische Raumforderungen im Kiefer, die sich als dunkle, rundliche Raumforderungen von der übrigen Knochenstruktur abgrenzen, sind häufige Zufallsbefunde in konventionellen zahnärztlichen Röntgenaufnahmen. Differenzialdiagnostisch kommt – je nach Kontur, Ausmaß, Progredienz und klinischem Befund – eine Fülle an Diagnosen infrage. Im vorliegenden Fall zeigte sich nach umfangreicher Diagnostik ein seltenes intraossäres Hämangiom. Eine 69-jährige, multimorbide Patientin stellte sich nach Überweisung durch ihren Hauszahnarzt in unserer Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie vor. Die Patientin gibt an, dass ihre Unterkieferprothese nicht mehr passe, ansonsten habe sie keine Beschwerden. Weiterhin ist sie aufgrund einer Lungenarterienembolie vor neun Jahren dauerhaft mit Rivaroxaban antikoaguliert. Der extraorale Untersuchungsbefund ist unauffällig. Enoral ist eine fluktuierende Schwellung im Bereich des zahnlosen Alveolarkamms des linken Unterkiefers tastbar. Im angefertigten Orthopantomogramm (OPTG) ist eine zystische Raumforderung im Bereich des Unterkiefers zu erkennen (Abbildung 1). In der anschließenden dreidimensionalen Bildgebung (CT) stellt sich eine glatt berandete, zystische Raumforderung im Bereich des linken Kieferwinkels dar (Abbildung 2). Aufgrund der unklaren Entität wird sich zunächst für eine histopathologische Sicherung des Befunds entschieden. Der intraoperative Verlauf gestaltet sich aufgrund einer starken Blutung protrahiert. Diese kann aber mit primären hämostyptischen Maßnahmen (Naht, Gelastypt) beherrscht werden. Die histopathologische Aufarbeitung der anschließend entnommenen Biopsie ergibt ein kapillares Hämangiom. Quelle: Abteilung zahnärztliche Röntgenologie, Zahnklinik Universitätsklinikum Leipzig Abb. 1: OPTG bei Erstvorstellung: Es zeigt sich eine rundlich konfigurierte Aufhellung im Bereich des linken Unterkiefers (Pfeil). Quelle: Radiologie, Universitätsklinikum Leipzig Abb. 2: CT, sagittale Aufnahme der durchgeführten dreidimensionalen Schnittbildgebung: Die basale Kortikalis zeigt sich intakt (*), der kraniale Teil ist durch die Druckatrophie zerstört (blauer Pfeil). Der Nervus alveolaris inferior ist nicht sicher abgrenzbar. LAURA ROTTLAENDER Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Plastische Gesichtschirurgie Liebigstr. 12, 04103 Leipzig Laura.Rottlaender@medizin.uni-leipzig.de Foto: Universitätsklinikum Leipzig 64 | ZAHNMEDIZIN
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