Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

und laborchemischen Parametern bei größeren Hämatomen indiziert sein. Gerade bei anatomisch komplexen Verhältnissen im Bereich des Gesichtsschädels ist eine Absorption des Hämatoms bei fehlender körpereigener Drainage oftmals nicht möglich. In diesem Fall kann es zu einer Organisation des Hämatoms kommen [Lee et al., 2018]. Durch eine lokale Inflammation entsteht eine teils nekrotische Fibrosierung des Gewebes. Nicht selten kann ein organisiertes Hämatom zur Schädigung von Nachbarstrukturen und des umliegenden Gewebes führen. In solchen Fällen ist eine chirurgische Eröffnung des Befunds indiziert [Pang et al., 2016]. Bereits in der Anamnese sollte die Frage nach möglichen Gerinnungsstörungen oder Medikamenten mit Einfluss auf die Hämostase erfolgen. Gerinnungsstörungen, angeboren oder erworben, führen über eine Dysfunktion verschiedener Komponenten des Koagulationssystems zur stark erhöhten Tendenz der Ausbildung eines Hämatoms oder einer Blutung nach einem Trauma oder nach invasiven Eingriffen [Coppola et al., 2015]. Zu den angeborenen Gerinnungsstörungen gehören unter anderem das Von-Willebrand-Syndrom oder die Hämophilie. Wenngleich diese Erkrankungen eine Prävalenz von weniger als ein Prozent haben, ist die therapeutische Relevanz im klinischen Alltag von großer Bedeutung. Eingriffe sollten nur unter äußerster Sorgfalt und gegebenenfalls in Rücksprache mit dem behandelnden fachärztlichen Kollegen erfolgen. Demgegenüber finden sich Patienten mit einer erworbenen Gerinnungsstörung mitunter häufig. Hierzu zählen vor allem Patienten mit einer medikamentösen Therapie, die in die Hämostase eingreift. Invasive Eingriffe sollten auch hier unter entsprechenden Kautelen durchgeführt werden. Die Kopf-Hals-Region zeichnet sich durch eine Vielzahl an komplexen anatomischen Strukturen mit zum Teil starker Vaskularisierung aus. Lokalanästhetische Verfahren können, wie im beschriebenen Fall, zu Komplikationen führen. Die Auswahl der geeigneten Wirkstoffe und die richtige Anwendung können jedoch das Risiko einer Komplikation deutlich reduzieren. Durch Früherkennung und das richtige Management von Hämatomen kann eine Progression mit möglicher Infektion oftmals verhindert werden. Hierzu sind kühlende Maßnahmen und eine antibiotische Therapie von größter Bedeutung. Darüber hinaus sollte ein engmaschiges Follow-up erfolgen. Kleinere Läsionen sind in der Regel als selbstlimitierend anzusehen und bilden sich nach zehn bis 15 Tagen von selbst zurück. \ ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. DR. PHILIPP MATHEIS Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55116 Mainz philipp.matheis@unimedizin-mainz.de Foto: privat UNIV.-PROF. DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat zm112, Nr. 10, 16.5.2022, (993) There is nosubstitutefor quality 0&;9<6'>&9> ;7$:>< :/&":/->& .>9%9 ->;9>11>&( -6;$:*">&9/1;:#!)"> ))) '79 ">' +#:<><;9=&">< 32840*3,58!"#$ ' +"&,9%.:9"% 6"% ,9< $8 0) 75( 8%! 0- *42(/%<:>8&@%:@% ' @??@3:96@ 8%! 6.19!9@>:@ *9@!@>.8?,@>@9:8%= ' >8:<#;?@<:@> 4:.%! ZAHNMEDIZIN | 75

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