Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm112, Nr. 10, 16.5.2022, (1000) FAHRRADLEASING FÜR DIE BELEGSCHAFT Radelnd das Klima retten Die Zahnmedizin tut sich weiter schwer, ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Bislang fehlen konkurrenzfähige nachhaltige Verbrauchsmaterialien – und wegen der Hygienevorschriften lässt sich der Medizinabfall auch wahrscheinlich nicht ganz vermeiden. Was aber sofort geht und richtig was bringt, ist auf das Auto zu verzichten und die An- und Abfahrt von Team und Behandler auf das Fahrrad zu verlagern. Studien zufolge verursacht eine durchschnittliche zahnmedizinische Behandlung etwa 0,73 Kilogramm CO 2 -äquivalente Emissionen1, bei einer Endo-Behandlung sind es 4,9 Kilogramm2. Das entspricht etwa der Menge, die ein Kleinwagen mit Verbrennermotor auf einer Strecke von 4,5 beziehungsweise 30 Kilometern ausstößt. Medizinisch indizierte Behandlungen und damit deren Emissionen lassen sich aber nicht umgehen – und bieten wie der eigentliche Praxisbetrieb nur wenig Einsparmöglichkeiten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben zur Reduktion der Umweltbelastung diese Tipps: \ Geschirrspüler und Waschmaschine nur vollausgelastet anstellen, \ weniger umweltschädliche Seifen einsetzen, \ nachhaltige Kleidung anziehen und \ nur notwendige Instrumente verwenden – und zwar Mehrweg! Andere Materialien und Praktiken könnten perspektivisch Einsparpotenziale bergen, hier müssten weitere Studien die Umweltbelastung durch Alternativen vergleichen. DAS PENDELN ZUR PRAXIS IST DAS PROBLEM Fest steht allerdings, dass der Löwenanteil des CO 2 -Fußabdrucks der Zahnmedizin nichts mit der eigentlichen Behandlung und dem Betrieb innerhalb der Praxisräume zu tun hat: Fast zwei Drittel der Emissionen entfallen auf das Pendeln der Mitarbeitenden zur Arbeit sowie auf den Hin- und Rückweg der Patientenschaft2. Die Idee, das Dienstfahrrad als gleichwertige Alternative zum Dienstwagen in Deutschland zu machen, stammt aus dem Jahr 2008. Damals gründete Ulrich Prediger die LeaseRad GmbH. (heute JobRad GmbH). Zunächst dümpelte das Geschäft so dahin, dann schlug das Modell ein: 2018 nutzten mehr als 10.000 Arbeitgeber die Möglichkeit, für ihre Mitarbeitenden Dienstfahrräder zu leasen – heute sind es allein über JobRad mehr als 50.000. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Dienstleistern, die für Unternehmen die komplette Abwicklung übernehmen. Nach Schätzungen des Bundesverbands Zukunft Fahrrad (BVZF) rollen heute deutschlandweit mehr als 900.000 Diensträder durch Deutschland. Diese Entwicklung wurde durch politische Neuregelungen 2012, 2019 und 2020 noch vorangetrieben. Neuerdings versteuern Angestellte den geldwerten Vorteil für die private Nutzung des Dienstrads bei Verwendung einer Gehaltsumwandlung nur noch mit 0,25 Prozent der unverbindlichen Preisempfehlung. Diese steuerliche Regelung gilt für Fahrräder und Pedelecs, also E-Bikes mit Motorunterstützung bis 25 Stundenkilometer. Für S-Pedelecs, die bis zu 45 Stundenkilometer schnell fahren, gilt ebenfalls diese Regel, da sie steuerlich aber als Kraftfahrzeuge gelten, werden sie zum Teil anders versteuert als herkömmliche Fahrräder und Pedelecs. Noch interessanter ist das Dienstrad als Gehaltsextra ohne Barlohnumwandlung. Dabei least der Arbeitgeber ein Fahrrad oder Pedelec, übernimmt die vollen Kosten und überlässt es dem Mitarbeiter zusätzlich zum Arbeitslohn. In diesem Fall entfällt für Arbeitnehmer die Versteuerung des geldwerten Vorteils bei privater Nutzung. Dabei hat das Bundesfinanzministerium 2018 klargestellt: Nur wenn die Überlassung arbeitsvertraglich verankert ist, wird das Dienstrad steuerlich anerkannt. Kaufen die Mitarbeitenden nach der Leasinglaufzeit das Dienstrad, nimmt das Finanzamt steuerlich pauschal einen Restwert von 40 Prozent an. DAS E-BIKE HAT DIE BESTE ÖKOBILANZ Was gewinnen Mensch und Klima? Die Mitarbeitenden sparen die Anschaffungskosten, die Arbeitgeber die Lohnnebenkosten. Außerdem pendelt das Praxisteam bei Nutzung von Fahrrädern umweltverträglicher zur Arbeit. Das stärkt auch das Image der Praxis als nachhaltiger Betrieb. Denn laut einer Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung in Heidelberg (IFEU) ist nur der Gang zu Foto: AdobeStock/SimpLine 82 | PRAXIS

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