Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

darauf ab, die Schaffung eines neuen parodontalen Attachments unter Verwendung verschiedener Arten von Biomaterialien zu stimulieren, was klinisch zu einer höheren Taschenreduktion und einem höheren klinischen Attachmentgewinn führt [Nibali et al., 2020; Jepsen et al., 2020]. Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt diese Verfahren in der Therapiestufe 3 in bestimmten vertikalen Defekten und in Furkationen [Sanz et al., 2020], äußert sich aber nicht zu einer begleitenden systemischen Antibiotikagabe. Erstmals wurde nun auch diese Frage unter Einschluss von über einhundert randomisierten Studien zur regenerativen Parodontalchirurgie ganz aktuell analysiert [Nibali et al., 2022]. Zwar zeigten Meta-Regressionsanalysen im indirekten Vergleich geringfügig bessere Ergebnisse für diejenigen Studienarme, bei denen Antibiotika gegeben worden waren, aber bei der Analyse der vergleichenden Studien (direkter Vergleich: regenerative Therapie mit versus ohne adjuvante AB-Therapie) fanden sich keine klinischen Vorteile [Loos et al., 2002; Abu-Ta´A, 2016; Eickholz et al., 2014; Pietruska et al., 2021]. Auch waren insgesamt keine klaren Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit unerwünschter Ereignisse (postoperative Infektion, Exposition des Biomaterials, Abszessbildungen et cetera) erkennbar. Basierend auf diesen Daten folgerten die Autoren, dass der Einsatz adjuvanter systemischer Antibiotika bei regenerativer Parodontalchirurgie auch im Sinne von Antibiotic Stewardship [Dyar et al., 2017] infrage gestellt werden sollte [Nibali et al., 2022]. RISIKEN Die oben erwähnten Studien machten zumeist leider keine Angaben über unerwünschte Nebenwirkungen in Verbindung mit der Antibiotikagabe. Dennoch gelten dieselben Erwägungen und Bedenken, die bei Therapiestufe 2 ausgeführt wurden. ZUSAMMENFASSUNG Im Ergebnis einer Nutzen-RisikenAbwägung gibt es trotz nachweislich verbesserter klinischer Ergebnisse einen nur begrenzten Einsatzbereich von adjuvanten systemischen Antibiotika in der Stufe 2 der antiinfektiösen Therapie der Parodontitis. Dieser wird durch die aktuelle S3-Leitlinie klar beschrieben. Keineswegs darf eine Antibiotikagabe Kompensation für eine unzureichende Instrumentierung oder mangelhafte Mundhygiene sein. Hingegen ist der Nutzen einer Antibiotikagabe im Rahmen der chirurgischen Therapie (Stufe 3) offenbar nicht durch Evidenz belegt, weshalb deren routinemäßiger Einsatz nicht zu rechtfertigen ist. \ ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 8 OBD @HF FT@BFT - KVE>=W*QN6+6PJ>W - W*QN6+6PJ>W C.7 1K* ?7N,K60*76>7R3VR N3E *VR*W <N3W LK*Q*Q 1*7 "G8$ 8>/*7 M&JM6Q* 93N)KQN%0* '*K6Q3VR KV N)) 6*KV*V GKVI*)#>W;>V*VQ*V 3V1 *7E.))Q N))* G7/N7Q3VR*V NV C3V#%>V 6>/K* U6QM*%#P 44 ?)NQI6;N7*V1 N3E V37 TSD( WF :Q*))52JM* 44 A*7236JMN7W WKQ V37 @B 1! KW C3V#%>V6W>136 44 U6QM*%6JM KW E>7W6JM&V*VS L)N3*V "*QN))R*M236* $1"-(/&&1( * 20&2%+%!+ %!, 2"2#+2"20&.)/',%!+ '! /'!/" &.)(2!$ #&'( '%$"! ZAHNMEDIZIN | 41

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