Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm112, Nr. 11, 1.6.2022, (1092) STUDIE AUS KOREA Disto-linguale Wurzel am ersten UK-Molaren ist in Asien keine Seltenheit Ist am ersten Unterkiefer-Molaren eine zusätzliche disto-linguale Wurzel (Radix entomolaris) vorhanden, muss mit einer schwierigen mechanischen Aufbereitung gerechnet werden. Die Wurzel ist oft kleiner und hat einen größeren Krümmungswinkel. Während diese anatomische Besonderheit in Europa eher selten vorkommt, ist sie in Asien stärker verbreitet. Und sie ist mit einer Wurzelkanalanomalie assoziiert, wie ein südkoreanisches Team jetzt herausfand. Wenn der erste Unterkiefer-Molar eine distolinguale Wurzel (distolingual root, DLR) aufweist, ist auch die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von zwei Wurzelkanälen bei Unterkiefer-Inzisiven höher. Das ist das Ergebnis einer Studie koreanischer ForscherInnen, die insgesamt 900 Zähne anhand dreidimensionaler Bildgebungen untersucht haben. Gewöhnlich haben die ersten Unterkiefer-Molaren eine mesiale und eine distale Wurzel sowie insgesamt drei Wurzelkanäle. Möglich sind auch nur zwei Wurzelkanäle, dies ist aber eher selten. Untere Schneidezähne haben normalerweise eine Wurzel und einen Wurzelkanal. Ein zweiter Wurzelkanal ist selten; wenn es ihn gibt, wird er den Autoren zufolge in konventionellen Röntgenaufnahmen häufig übersehen. DLR TRATEN BEI 27 PROZENT DER 300 MOLAREN AUF Deshalb wollten die WissenschaftlerInnen prüfen, wie häufig DLR bei Unterkiefer-Molaren zu finden sind und ob ein Zusammenhang zum Vorkommen von zwei Wurzelkanälen bei Unterkiefer-Inzisiven besteht. Dafür analysierten sie Computertomografie-Aufnahmen von insgesamt 150 PatientInnen, die im Rahmen von Implantatplanungen oder anderen Behandlungen angefertigt wurden. Insgesamt 300 erste Unterkiefer-Molaren und 600 Unterkiefer-Inzisiven wurden in die Analyse einbezogen. Zudem wurde bei vorhandenen DLR die Krümmung der Wurzel erfasst. Im Ergebnis traten DLR bei 27 Prozent der 300 Molaren auf, während 25,8 Prozent aller Unterkiefer-Inzisiven zwei Wurzelkanäle aufwiesen. Eine Assoziation beider Anomalien konnte bestätigt werden. Dabei nahmen die Forschenden eine seitenweise Auswertung vor: „Bei den linken zentralen und lateralen Schneidezähnen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie zwei Kanalsysteme aufwiesen, bei Patienten mit DLR 4,25beziehungsweise 3,86-mal höher als bei Patienten ohne DLR. Bei den rechten mittleren und seitlichen Schneidezähnen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie zwei Kanalsysteme aufwiesen, 3,86- beziehungsweise 3,44-mal höher“ [Lee und Seo, 2022]. Zusammenhänge mit der Krümmung des Wurzelkanals konnten sie nicht feststellen. Auffällig war allerdings, dass Männer häufiger eine DLR hatten als Frauen. Zusätzliche distolinguale Wurzel (Radix entomolaris) am Zahn 46, klinische Ansicht Quelle: Michael Arnold 66 | ZAHNMEDIZIN

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