Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

AUS DER WISSENSCHAFT Die Nachsorge per Telemedizin bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen Peer W. Kämmerer Nicht zuletzt in Pandemie-Zeiten stellt sich die Frage, inwiefern eine persönliche klinische Nachsorge bei zumeist selbstlimitierend abheilenden oralen Wunden notwendig ist. Hier könnte die Telemedizin eine „Brückentechnologie“ sein, um die Versorgung ohne qualitative Abstriche zu vereinfachen. Eine Mainzer Arbeitsgruppe hat untersucht, inwieweit Telemedizin die klinische Nachsorge bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen ersetzen kann. Zahnärztlich-chirurgische Eingriffe erfolgen in den meisten Fällen vollkommen komplikationslos. Auch nach den Interventionen treten bei den Patienten nur selten schwerwiegende Beschwerden auf. Aufgrund dessen und angesichts der Pandemiesituation, die eine Minimierung von Kontakten zum Schutz von Einzelpersonen und gefährdeten Personengruppen notwendig machte, untersuchte eine Arbeitsgruppe um Dr. Philipp Luhrenberg und Dr. Diana Heimes, Mainz, den Nutzen einer klassischen klinischen gegenüber der rein telemedizinischen Nachsorge nach kleineren zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen. Die prospektive randomisierte Studie, die auf der Dissertation von Dr. Christine Obst, Mainz, beruht, verglich die Ergebnisse einer Gruppe von insgesamt 60 Patienten, die entweder der klinischen Nachkontrolle oder aber telefonisch einem zuvor entwickelten und validierten Fragebogen zugeführt wurden. Auf Basis dieses Protokolls wurden die Bereiche Symptome, Komplikationen, Zufriedenheit mit dem Behandler, Anreise- und Wartezeiten abgefragt. MATERIAL UND METHODE In den 1970er-Jahren wurde der Begriff „Telemedizin“ von Thomas Bord geprägt; die Wurzeln der Telemedizin reichen aber bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Unter dem Begriff wird neben der telefonischen Nachsorge auch der Einsatz verschiedener anderer Arten von Informations- und Kommunikationstechnologien mit dem Ziel der Unterstützung der klinischen Arbeit, der Überwindung geografischer Barrieren und der Verbesserung der gesundheitlichen Ergebnisse verstanden. Für die Studie konnten die Daten von 60 Patienten ausgewertet werden, bei denen im ambulanten Setting entweder Zahnextraktionen oder Osteotomien (insgesamt 129 Zähne) durchgeführt worden waren. Die Patienten wurden randomisiert jeweils zur Hälfte der Testgruppe mit telemedizinischer Nachsorge und der Kontrollgruppe mit klinischer Nachsorge zugeordnet. Erfahrungsgemäß lassen Schmerzen nach zahnärztlichen Eingriffen nach dem dritten postoperativen Tag nach; Schwellungen treten nach 12 bis 24 Stunden auf und erreichen ihr Maximum nach 48 bis 72 Stunden. Aus diesem Grund wurde die postoperative Nachsorge in dieser Studie am vierten postoperativen Tag durchgeführt. ERGEBNISSE Es lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen in Bezug auf die Symptomfreiheit (Unwohlsein, Schmerzmittelverbrauch, Alltagsteilnahme, Sorgen, Nahrungsaufnahme) vor. Fünf der 60 analysierten Patienten (8,3 Prozent) zeigten Foto: AdobeStock_Alliance 70 | ZAHNMEDIZIN

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