Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm112, Nr. 11, 1.6.2022, (1103) GRÜNDERINNEN IM OSTEN Der Trend zurück zur Einzelkämpferin In Brandenburg haben die Zahnärztekammer und die Kassenzahnärztliche Vereinigung zusammen mit der apoBank genau hingeschaut, wie es um das Gründungsverhalten von Zahnärztinnen bestellt ist. Herausgekommen sind spannende und überraschende Ergebnisse für ganz Ostdeutschland. Ursprünglich hatte die apoBank 2020 das Verhalten von Gründern in ganz Deutschland untersucht. Dem lag eine Stichprobe von 350 Existenzgründungen zugrunde, die von der Bank begleitet wurden. Angeregt durch die KZV und die Landeszahnärztekammer Brandenburg nahm die Bank dann eine Sonderauswertung für Ostdeutschland vor. Ergänzt haben KZV und Kammer diese um ihre Landeszahlen. Im Zuge der Sonderauswertung der Analyse wurde Deutschland in die vier Regionen Nord, Süd, West und Ost aufgeteilt. Und da gibt es zwischen den Gründerinnen und Gründern mehr als deutliche Unterschiede, wie Frank Sparholz, Gebietsleiter BerlinBrandenburg der Bank, erläuterte. Während in der Region Süd (BadenWürttemberg und Bayern) der Anteil der Zahnärzte bei den Gründungen bei 64 Prozent liegt, ist es in der Region Ost (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern) genau umgekehrt: Dort liegt der Frauenanteil bei 62 Prozent. In den Regionen Nord und West sind die Männer mit 52 beziehungsweise 54 Prozent leicht vorn. DIE BAG – FÜR FRAUEN IM OSTEN HEUTE UNATTRAKTIV Lenkt man den Blick auf die Region Ost werden weitere Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich. Lag im Jahr 2016 der Anteil der Gründerinnen, die sich in einer Kooperation wie einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) niederließen, noch bei 33 Prozent, waren es im Jahr 2020 nur noch magere 12 Prozent. Anders ausgedrückt: Neun von zehn ostdeutschen Gründerinnen lassen sich in einer Einzelpraxis nieder. Ganz anders ihre männlichen Kollegen: Während 2016 noch 20 Prozent der Gründer eine Kooperationsform zur Gründung wählten, so waren es vier Jahre später schon 30 Prozent. Das überraschende Ergebnis ist also, dass die Einzelpraxis für die allermeisten Zahnärztinnen im Osten für den Einstieg in die Niederlassung am attraktivsten ist. Nach den Gründen gefragt erklärte Dr. Heike Lucht-Geuther, Vorstandsmitglied der KZV Land Brandenburg (KZVLB), dass der Wunsch überwiege, seine eigene Chefin zu sein und die Praxis nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Formen der Zusammenarbeit würden unter Gründerinnen aber trotzdem entwickelt, ergänzte Dr. Romy Ermler, Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Brandenburg und Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer. „Die Gründerinnen in einer Region bilden oft virtuelle Kooperationen. Dieser Trend kristallisiert sich heraus“, erläuterte Ermler. BRANDENBURGERINNEN GRÜNDEN MIT 42 JAHREN Bei den ostdeutschen Gründerinnen gibt es im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weitere große Unterschiede zu beobachten: So gründen dort die Zahnärztinnen im Schnitt über drei Jahre später als die Zahnärzte – Tendenz steigend. Das Durchschnittsalter der ostdeutschen Gründerinnen lag 2020 bei 37,7 Jahren (2016: 35,2), das der Gründer dagegen bei 34,4 Jahren (2016: 33,4). Frauen unter den Existenzgründenden im Osten Deutschands stark vertreten ZM-STARTER | 77

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=