Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm112, Nr. 11, 1.6.2022, (1034) Leserforum Foto: stock.adobel.com IMVZ DIE VERSUCHUNG ZUR ANSTELLUNG WÄCHST Zum Beitrag „Panorama-Recherche zu I-MVZ: Spekulanten schlucken Deutschlands Praxen“, zm 9/2022, Seite 26–27. Ein gesundheitspolitisch beachtenswerter Artikel, der eine wichtige Frage ausspart: Warum arbeiten Ärztinnen und Ärzte für profitorientierte Investoren, statt freiberuflich tätig zu sein? Im kollegialen Umfeld höre ich häufig, wie gesetzliche Auflagen in einem nie gekannten Ausmaß vielen den eigentlich gern ausgeübten Beruf vermiesen. Unter Repressalien zwangsinstallierte unausgegorene TI-Komponenten zu Mondpreisen oder simple Extraktionszangen, die laut RKI wie endokardiologische Instrumente aufbereitet werden müssen, seien nur beispielhaft genannt. Vorschriften die weder sinnvoll noch tragbar sind, werden resignierend akzeptiert und die Kosten irgendwie kompensiert. In diesem beruflichen Rahmen wächst die Versuchung, das alles durch eine Tätigkeit in Anstellung anderen und somit auch besagten Spekulanten zu überlassen. In Anlehnung an die Weissagung der Cree behaupte ich etwas polemisch: Erst wenn die letzte rechtschaffene Praxis geschlossen ist, werdet Ihr merken, dass Validierungen, Zertifikate und Dokumentationen keine aufrichtige und menschliche Patientenbehandlung ersetzen können. ZA Burkhard Schmidt, Lübeck IMVZ DAS KIND RETTEN, BEVOR ES IN DEN BRUNNEN FÄLLT Zum Leserbrief „Die Kammern haben doch ein Durchgriffsrecht“, zm 10/2022, S. 8–9, zum Beitrag „KZBV und BZÄK mahnen dringenden politischen Handlungsbedarf an: Gesundheitsversorgung gehört nicht in die Hände von Spekulanten!“, zm 9/2022, S. 22–24. Mit großer Freude darüber, dass sich Kollegen ernsthafte Gedanken machen und fundierte und gut durchdachte Lösungen entwickeln, wie wir uns der immer mächtiger werdenden Gefahr, die von iMVZ hervorgeht, entgegenstemmen können, habe ich den Beitrag von Herrn Dr. Spassow und Herrn Dr. Bettin gelesen. Ich pflichte ihrer Aussage bei, dass es nicht in erster Linie die Aufgabe der Politik ist, die iMVZs durch reine Beobachtung in die Schranken zu weisen. Auch wenn dies möglich wäre, würden wir zu viel kostbare Zeit verlieren, die wir nicht mehr haben. Auch haben beide vollkommen recht mit ihrer Aussage, dass wir durch die Selbstverwaltung einiges bewegen können. Ihre Lösungsansätze verdienen Respekt, soweit dies in der Praxis durchführbar ist und bald geschieht. Rein logisch gedacht wäre es aus meiner Sicht jedoch viel wichtiger, das Kind zu retten, bevor es in den Brunnen fällt. Sprich, bevor junge Kollegen den ersten Arbeitsvertrag mit einem iMVZ unterschreiben und eingehen. Denn diese dort wieder rauszuholen, ist schwieriger und manch junger Kollege ist nach einer bitteren Erfahrung viel demotivierter und ängstlicher, den eigenen Weg zu beschreiten. Vielleicht könnten wir die jungen Kollegen bereits vor dem Berufsstart – sei es durch Aufklärungskampagnen an den Universitäten, durch Kammern, KZBV, die berufspolitischen Verbände etc. – für die Gefahren und Nachteile, die sie damit eingehen (würden), sensibilisieren. Man könnte ihnen genau so gut die Vorteile und die schönen Seiten der „kleinen“ Praxis, die wir selbst erfahren durften, wieder schmackhaft machen. Auch wäre es zielführend, wenn wir die jungen Kollegen intensiver nach ihren Beweggründen befragen. Denn ich vermute sehr stark, dass es in erster Linie Unwissenheit über diese Strukturen und an zweiter Stelle die Angst vor Verantwortung ist. Genau die Angst, die wir alle noch in Erinnerung haben, als wir den ersten Vertrag unterschrieben und den ersten Patienten selbstständig behandeln durften. Asoudeh Parish, Berlin Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an: leserbriefe@zm-online.de oder an: Redaktion Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. 08 | LESERFORUM

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