zm112, Nr. 12, 16.6.2022, (1195) wurde zur histologischen Sicherung der Diagnose eine Resektion in toto angestrebt. In Intubationsnarkose erfolgte nach Umschneidung des Befunds mit geringgradigem Sicherheitsabstand die zirkuläre Darstellung des Befunds und schlussendlich die Resektion unter Mitnahme des darunter liegenden Periosts (Abbildungen 3 und 4). Im dorsalen Bereich wurde durch die Resektion die Ebene der Muskulatur des Weichgaumens erreicht. Eine Perforation des Weichgaumens trat nicht auf. Nach sorgfältiger Blutstillung wurde der Resektionsdefekt tamponiert und mit einer Verbandplatte versorgt. Die Wundheilung wurde der freien Granulation überlassen (Abbildungen 5 und 6). Nach einer Heilungszeit von circa zehn Wochen zeigten sich reizfreie Verhältnisse im Bereich des Hart- und des Weichgaumens linksseitig. Der Patient beklagte eine minimale Hypästhesie in diesem Bereich. Das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung des Resektats ergab zunächst das Vorliegen eines niedrig malignen Speicheldrüsentumors. Nach erweiterter immunhistochemischer und referenzpathologischer Begutachtung erfolgte die Revision der Diagnose zugunsten eines sogenannten Myoepithelioms (benigner Speicheldrüsen-Mischtumor). Die Resektion war im Gesunden erfolgt. Die klinischen und bildgebenden Kontrollen (per MRT) blieben auch mehr als 24 Monate nach der Erstdiagnose ohne Anhalt für ein Rezidiv (Abbildungen 7 und 8). DISKUSSION Die Differenzialdiagnosen von Schwellungen des Gaumens sind vielfältig und komplex [Gupta & Gupta, 2013]. Je nach anamnestischen Angaben und klinischem Befund kommen entzündliche Prozesse, gutartige und bösartige Raumforderungen, odontogene/nichtodontogene Zysten, Gefäßmalformationen sowie physiologische anatomische Normvarianten als Ursachen infrage [Clayman et al., 1998]. Neben einer sorgfältigen Anamnese (Wahrnehmung der Schwellung, Dynamik des Wachstums, Begleitsymptomatik) kann die klinische Untersuchung bereits wegweisende Anhaltspunkte über entsprechende Prozesse liefern. Die Schmerzlosigkeit entsprechender Schwellungen sowie ein langsames Wachstum (gegebenenfalls ein vom Patienten selbst nicht bemerktes Wachstum) schließen eine akut entzündliche Genese der Raumforderung nahezu aus. Eine Ausnahme hier bilden Fisteln, die von periapikalen Läsionen ausgehen und palatinal äußerst selten sind (Abbildung 9). Diese können im Bereich des Fistelmauls eine Raumforderung (allerdings zumeist in deutlich geringerer Größe) vortäuschen und schmerzlos sein [Camargo et al., 2019]. Im Rahmen der klinischen Untersuchung lässt sich das Fistelmaul jedoch in der Mehrzahl der Fälle schnell identifizieren. Durch PD DR. DR. MATTHIAS TRÖLTZSCH, FEBOMFS Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Ansbach Maximilianstr. 5, 91522 Ansbach Foto: Luise Mortag Abb. 3: Intraoperatives Bild nach Umschneidung und Präparation der Raumforderung Foto: Matthias Tröltzsch Abb. 4: Resektat vom Gaumen linksseitig Foto: Matthias Tröltzsch ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. ZAHNMEDIZIN | 65
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