zm112, Nr. 12, 16.6.2022, (1205) STUDIE AUS SPANIEN Mehr als die Hälfte aller Zahnärzte ist ausgebrannt Über 50 Prozent aller Zahnärztinnen und Zahnärzte leiden unter einem Burn-out-Syndrom, davon rund 10 Prozent besonders schwer. Einer spanischen Studie zufolge sind das weibliche Geschlecht, ein Angestelltenverhältnis, die Alleinarbeit in einer Einzelpraxis und das Arbeiten in einer Praxis auf dem Land mit einem höheren Erkrankungsrisiko verbunden. Insbesondere Beschäftigte des Gesundheitswesens sind immer öfter von einem Burn-out betroffen. Ärztinnen und Ärzte sollen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen rund doppelt so häufig erkranken [von Känel, 2017]. Ein spanisches Forschungsteam ging der Frage nach, wie viele Zahnärztinnen und Zahnärzte Symptome eines Burn-outs zeigen und welche Faktoren das Auftreten des Syndroms maßgeblich beeinflussen könnten. Die Ergebnisse wurden kurz vor Beginn der Pandemie in einer OnlineUmfrage ermittelt. Insgesamt nahmen 1.298 spanische Zahnärztinnen und Zahnärzte daran teil, was rund 3,4 Prozent der Zahnärztschaft in Spanien entspricht. Verwendet wurde der Maslach Burnout Inventory (MBI), der in der Klinik am häufigsten zur Beurteilung des Burnout-Levels herangezogen wird. Die Auswertung zeigte, dass rund 61 Prozent der Befragten hohe Werte in der ersten Phase („Emotionale Erschöpfung“) aufwiesen, während rund 46 Prozent hohe Werte in der zweiten Phase („Depersonalisierung“) hatten. BERUFSERFAHRUNG MACHT GELASSENER Bemerkenswert ist, dass Jüngere und Berufsanfänger häufiger Symptome eines Burn-outs zeigten. Die AutorInnen glauben, dass mit mehr Erfahrung eine höhere Gelassenheit und Sicherheit einhergeht. So könne die eigene Arbeit nach jahrelanger Erfahrung besser beurteilt werden und sich eine Akzeptanz einstellen, die es erlaubt, sich von Idealvorstellungen zu lösen. Überdies waren Frauen häufiger von Burn-out-Symptomen betroffen. Gleiches gilt für Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in Praxen auf dem Land arbeiten. Allerdings war der Anteil der Teilnehmenden aus Landpraxen deutlich geringer, weshalb es hier zu einer Verzerrung der Ergebnisse gekommen sein könnte. Und Angestellte zeigten in der Umfrage häufiger Burn-out-Symptome als Praxiseigentümer. Dies könnte am Druck liegen, sich vor dem Arbeitgeber beweisen zu wollen. Alleinarbeit wirkte sich ebenfalls negativ aus, während bei der Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis anscheinend vom Austausch mit den Kollegen profitiert wird, erklären die Forschenden. Die Anzahl der Arbeitsstunden schien indes keine besondere Rolle zu spielen. nl Gómez-Polo, C. et al.: „Burnout syndrome in dentists: Work-related factors“. J Dent. 2022 Jun;121:104143. doi: 10.1016/j.jdent.2022.104143. Epub 2022 Apr 25. PMID: 35472454. Weitere Quellen: von Känel, R.: „Burnout und Resilienz bei Ärztinnen und Ärzten“ in Prim Hosp Care 2017;17(03):51–56 am 15.02.2017 DOI: https://doi.org/10.4414/phc-d. 2017.01371 (de). DEFINITION BURN-OUT Die AutorInnen beschreiben die Genese eines Burn-outs als schleichenden Prozess und multidimensionales Konstrukt, das aus verschiedenen Dimensionen beziehungsweise Phasen besteht. Die erste Phase wird als „Emotionale Erschöpfung“ beschrieben, in deren Zentrum Müdigkeit und Kraftlosigkeit stehen. In der zweiten Phase, der „Depersonalisierung“, stehen die emotionale Entfremdung von der Arbeit sowie Zynismus im Vordergrund, während die dritte Phase mit einer herabgesetzten Leistungsfähigkeit einhergeht. In der ICD-11 definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie folgt: „Burn-out ist ein Syndrom, das durch chronischen Stress am Arbeitsplatz entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet: 1) Gefühle von Energiemangel oder Erschöpfung; 2) zunehmende mentale Distanz zur eigenen Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die eigene Arbeit und 3) ein Gefühl von Ineffizienz und mangelnder Leistung.“ Foto: Adobe Stock_endostock Die Zahnärzteschaft weist hohe Burn-out-Raten auf, da bestimmte Faktoren diese Berufsgruppe besonders anfällig machen. Dazu zählen arbeitsbezogene Faktoren wie Patientenzufriedenheit, Zeitdruck, Überlastung und physische Faktoren wie feinmotorisches Arbeiten. Überdies tragen PraxisinhaberInnen Verantwortung für Organisation und Wirtschaftlichkeit der Praxis.
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