Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm112, Nr. 12, 16.6.2022, (1206) Als Vitamin D wird eine Gruppe von fettlöslichen Vitaminen bezeichnet, die sogenannten Calciferole, die in unterschiedlichen Formen auftreten: In Form von Vitamin D 2 (Ergocalciferol) kommt es überwiegend in pflanzlichen Nahrungsmitteln und Speisepilzen vor. Vitamin D 3 (Cholecalciferol oder Calciol) hingegen befindet sich in allen nichtpflanzlichen Eukaryoten und ist daher physiologisch im Menschen aufzufinden. Das für die Knochengesundheit und zahlreiche andere Vorgänge im Körper wichtige Vitamin D 3 wird beim Menschen zu 80 bis 90 Prozent unter dem Einfluss von UV-B-Sonnenlicht in der Haut synthetisiert und kann zu einem kleineren Teil auch über die Nahrung aus Fettfischen, mit Vitamin D angereicherter Margarine und Eigelb und in wesentlich geringeren Mengen als Vitamin D 2 aus pflanzlichen Quellen (Pilze) aufgenommen werden [Holick et al., 2007]. Vitamin D 3 kann im Körper durch die Anlagerung von Hydroxygruppen in eine Speicherform (Calcidiol) überführt werden – so gelingt es dem Organismus, „Versorgungslücken“ durch mangelnde Lichtexposition auszugleichen. Je nach Hydroxylierung befindet sich das Vitamin D in einem aktiven oder nicht aktiven Zustand beziehungsweise in einer seiner Vorstufen. SYNTHESE Vitamin D ist ein Steroidhormon, das in der Haut synthetisiert wird (Abbildung 1), wenn die Sonneneinstrahlung mit Wellenlängen von 290 bis 315 nm) ausreichend ist. Unter dem Einfluss dieser UV-B-Strahlen wird in der Haut aus 7-Dehydrocholesterin (7-DHC) Prävitamin D 3 gebildet und dann zu Vitamin D 3 isomerisiert. Ein Trägerprotein transportiert Vitamin D 3 in die Leber. Dort wird es enzymatisch hydroxyliert, wobei 25-Hydroxyvitamin-D 3 (25(OH)D 3 , Calcidiol) entsteht [Lehmann, 2005]. Darauf wird das 25(OH)D 3 in die Niere überführt, wo es zum metabolisch aktiven Vitamin 1α,25-Hydroxyvitamin-D 3 (Calcitriol) umgewandelt wird. Neben den Nieren gibt es eine Vielzahl von Geweben, die eine lokale 1-α-Hydroxylase besitzen, einschließlich Knochen, Plazenta, Prostata, Keratinozyten, Makrophagen, T-Lymphozyten, dendritischen Zellen, mehreren Krebszellen und der Nebenschilddrüse [Gröber et al., 2013]. Übermäßige Sonneneinstrahlung hingegen führt dazu, dass Prävitamin D 3 und Vitamin D 3 zu inaktiven Fotoprodukten abgebaut werden, wodurch eine übermäßige Produktion des Sonnenvitamins in der Haut verhindert wird. Der Hauptanteil des Vitamin-D-Bedarfs wird in der Mehrheit der Bevölkerung durch die körpereigene Synthese abgedeckt und nicht über die Aufnahme mit der Nahrung [Calvo et al., 2005]. Dies legt nahe, dass die Vitamin-D 3 -Produktion von der ExposiSUBSTITUTION UNTERSTÜTZT THERAPIEN Vitamin D und seine Relevanz für die Zahnmedizin Joscha G. Werny, Eik Schiegnitz, Matthias M. Weber, Bilal Al-Nawas Dem Vitamin D werden zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit und die Vermeidung schwerer Allgemeinerkrankungen zugeschrieben. Allerdings gibt es bislang international keine Übereinstimmung darüber, welche Werte als „normal“ oder als Mangel gelten. Entsprechend unterschiedlich können die Empfehlungen ausfallen. Wir beleuchten den Einfluss von Vitamin-D-Mangel und Supplementierung auf zahnmedizinische Erkrankungen und Versorgungen. Foto: AdobeStock_uladz_a ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 76 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=