zm112, Nr. 12, 16.6.2022, (1207) tion ausreichenden Sonnenlichts abhängt. Die Stärke der auf die Haut treffenden Strahlen wird von dem jeweiligen Breitengrad und den vorherrschenden Wetterbedingungen beeinflusst. Dementsprechend kann die Strahlung für die Synthese ausreichend oder mangelhaft sein. Während des Jahres schwanken diese Faktoren und führen dazu, dass in Europa saisonal in den sonnenreichen Sommermonaten deutlich höhere Vitamin -D-Serumspiegel vorliegen. In Ländern auf der Nordhalbkugel mit einem Breitengrad von größer als 40° N (nördlich von Madrid) ist die Sonnenstrahlung in den Monaten von Oktober bis März nicht ausreichend, um die Synthese von Vitamin D 3 zu initiieren. Daher ist ein großer Anteil der europäischen Bevölkerung auf die Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung und körpereigene Vorräte angewiesen, um einen ausreichend hohen VitaminD-Serumspiegel auch in sonnenschwachen Monaten aufrechtzuerhalten [O‘Conner et al., 2011]. Weitere Gründe für eine verminderte kutane Synthese von Vitamin D 3 und damit einen verringerten Vitamin-DSerumspiegel sind lange Aufenthalte in geschlossenen Räumen, die vermehrte Verwendung von Sonnenschutzprodukten zum Schutz vor Hautkrebs oder Kosmetika, die sich ebenfalls negativ auf eine ausreichende Sonnenexposition der Haut auswirken, eine dunkle Hautpigmentierung, hohes Alter, Bettlägerigkeit und das Tragen einer Ganzkörperverschleierung [Cashman et al., 2014]. Aus diesen Gründen muss ein angemessenes Maß an ausreichend hoher Sonnenexposition gefunden werden, um genug Vitamin D 3 synthetisieren zu können, ohne das Risiko eines Sonnenbrands einzugehen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass es nur wenige natürliche Nahrungsquellen gibt, die genügend Vitamin D liefern (fetter Seefisch, Lebertran, Eier und Speisepilze, sehr begrenzt Milch- und Käseprodukte). Grundsätzlich ist die Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung nicht ausreichend, um die saisonal schwächere Sonneneinstrahlung während der Wintermonate auszugleichen. Durchschnittlich reicht ein Aufenthalt von 15 bis 20 Minuten in direkter Sonnenstrahlung aus, um die Vitamin-D 3 -Synthese von 10.000 Internationalen Einheiten (IE) zu erreichen [Krause et al., 1998], wobei stärker pigmentierte Menschen weniger Vitamin D in der gleichen Zeit produzieren als schwächer pigmentierte [Holick et al., 2004]. WIRKUNG Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Calcium- und Phosphat-Homöostase, dem Mineralhaushalt und reguliert den Knochenstoffwechsel [Halfon et al., 2015]. Das unter dem Einfluss von niedrigen Serumphosphatspiegeln und Parathormon in der Niere verstärkt gebildete aktive Vitamin D 3 stimuliert die Resorption von Calcium und Phosphat aus dem Darm und reduziert deren Ausscheidung im Urin. Darüber hinaus UVB - Strahlung von 290 - 315 nm 7 - Dehydrocholesterin Pre-vitamin D3 + thermische Energie + Vitamin D3 Vitamin D3+ DBP Leber Vitamin D3 + CYP2R1 25 (OH) Vitamin D3 25 (OH) Vitamin D3+ DBP 25 (OH) Vitamin D3 + CYP27B1 1,25 (OH) Vitamin D3 Diverse Organe z.B. Niere Haut Sonne Blutkreislauf Abb. 1: Endogene Synthese von 25 (OH)-Vitamin-D. DBP: Vitamin D-binding Protein, CYP2R1: Vitamin-D-25-Hydroxylase, CYP27B1: 1 alphaHydroxylase Quelle: Joscha G. Werny ZAHNMEDIZIN | 77
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