zm112, Nr. 12, 16.6.2022, (1210) Nach der Bindung an den VDR entfaltet Vitamin D seine Wirkung unter anderem in den myeloiden Zellen des Immunsystems. Damit geht eine erhöhte Expression des Gens für β-defensin 4A (DEFB4A) und Cathelicidin einher [Gombart et al., 2005]. Auf T-Lymphozyten wirkt Vitamin D durch eine verringerte Proliferation und eine geringere Produktion von IL2 und IFN-γ inhibierend [Cippitelli et al., 1998]. Ein Mangel an Vitamin D kann zu Defiziten all dieser positiven Entwicklungen führen. Bekannt ist außerdem, dass in Anwesenheit von Vitamin D im PA-Spalt weniger Entzündungsmediatoren und Zytokine wie IL-8 und CCL2 vorkommen [Andrukhov et al., 2014]. Auch eine erhöhte Expression der mRNA von Osteopontin und Osteocalcin sowie eine erhöhte Aktivität der alkalischen Phosphatase wurde bei humanen parodontalen Fibroblasten unter Zugabe von Vitamin D beobachtet. In der Folge verringert sich die Entzündung und die Gewebedestruktion [Nebel et al., 2015]. Studien zeigen, dass die Substitution von Vitamin D und Calcium einen positiven Effekt auf die unterstützende parodontale Therapie (UPT) hat [Garcia et al., 2011]. Herausgefunden wurde, dass Menschen mit einer stärker pigmentierten Haut, die dadurch häufig an einem Vitamin-D-Mangel leiden, ebenfalls vermehrt eine schlechte parodontale Gesundheit aufweisen können [Rosen et al., 2011]. Ein niedriger VitaminD-Spiegel wird mit einer größeren Wahrscheinlichkeit assoziiert, insgesamt an Zahnverlust zu leiden [Zhan et al., 2014]. VITAMIN D UND OSSEOINTEGRATION VON IMPLANTATEN Der positive Einfluss von Vitamin D auf den Knochenstoffwechsel und den Mineralhaushalt könnte auch in der Zahnarztpraxis genutzt werden. So kann vermutet werden, dass in Analogie zu entsprechenden Tierversuchen bei Patienten mit einem ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel im Vergleich zu Patienten mit Vitamin-D-Mangel, mit einer erfolgreicheren Therapie und einer verbesserten Osseointegration von dentalen Implantaten gerechnet werden kann [Kelly et al., 2009]. In Tierexperimenten konnte gezeigt werden, dass insbesondere bei Tieren mit Vorerkrankungen wie chronischer Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus oder Osteoporose die Implantate bei VitaminD-Substitution besser osseointegriert waren als bei erkrankten Tieren ohne Substitution [Liu et al., 2014; Wu et al., 2013; Zhou et al., 2012]. Eine Substitution von Vitamin D, Magnesium und Calcium bei ausreichend versorgten gesunden Tieren hingegen führte nicht zu einer verbesserten Osseointegration im Vergleich zu nicht substituierten gesunden Tieren [Pimentel et al., 2016]. Die im Tierversuch gesehenen Mechanismen könnten auch auf den Menschen übertragbar sein: Einzelne Fallberichte bringen einen frühen Implantatverlust mit einem mangelhaften Vitamin-D-Serumspiegel in Verbindung [Fretwurst et al., 2020; Bryce et al., 2014]. VITAMIN D UND KARIESPROPHYLAXE In den 1920er- und 1930er-Jahren wurden zahlreiche Forschungsarbeiten durchgeführt, die eine VitaminD-Substitution mit einer reduzierten Kariesinzidenz in Verbindung gebracht haben. Bis 2013 wurde diesem Thema wenig Beachtung geschenkt. Ein systematisches Review mit Metaanalyse von Hujoel et al., in dem diverse Studien aus dem frühen 20. Jahrhundert berücksichtigt wurden, legte nahe, dass die Substitution von Vitamin D mit einer Reduktion des Kariesrisikos von 47 Prozent assoziiert war. Zudem hat es gezeigt, dass die Quelle des Vitamin D (Substitution von Vitamin D2, Vitamin D3 oder Abb. 3: Klassifikation der 25 (OH) Vitamin-D-Serumspiegel gemäß dem Institute of Medicine (IOM) Quelle: Joscha G. Werny 80 | ZAHNMEDIZIN
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