Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1288) ABSEITS DER PRAXIS Im Kampf mit der eigenen Komfortzone Knapp 30 Stunden behandelt Dr. Stefan Jung pro Woche. Das muss reichen, findet er. Denn neben seiner Praxis und der Familie hat der Endospezialist ein zeitintensives Hobby: Er ist Extremsportler. Das trieb ihn vom Ironman unter der sengenden Sonne Hawaiis ins 0 Grad kalte Wasser eines russischen Sees. Aktuell trainiert der 58-Jährige 20 Stunden pro Woche und mehr für den Ultraman Canada. Vom 22. bis zum 24. Juli will Jung rund um den Ort Penticton im Süden von British Columbia eine Art SuperIronman absolvieren – an drei aufeinanderfolgenden Tagen zehn Kilometer im Freiwasser schwimmen, 420 Kilometer Radfahren und zum Abschluss noch einmal einen Doppelmarathon (84,4 Kilometer) laufen. Extrem? Ganz sicher! Die Kombination dieser Distanzen ist auch für den Zahnarzt neu – und deswegen so reizvoll. Sport als Grenzüberschreitung und Ausweitung der Komfortzone ist für den Gießener Zahnarzt schon lange ein fester Bestandteil seines Leben: 1985 nahm er an ersten TriathlonWettbewerben teil, drei Jahre später absolvierte er den Ironman auf Hawaii. Motivation war für den damaligen Zahnmedizinstudenten eine Sportreportage im Fernsehen, erinnert er sich. Bei der damals zehnten Auflage des heute in alle Welt übertragenen Extremsportereignisses war „die Triathlonwelt noch eine andere“, sagt er. „In der Anfangszeit dachte man ja, dass ein Mensch nicht zu dieser Leistung fähig ist, sondern zwangsläufig beim Versuch sterben würde.“ Heute wisse man, dass das Quatsch ist. „EIGENTLICH BIN ICH KEIN SCHWIMMER“ In den Folgejahren verschoben sich nicht nur international die Leistungsgrenzen ambitionierter Hobbyathleten, sondern auch die Massentauglichkeit dieses Extremsports. Was 1978 mit zwölf Teilnehmern begann, wurde nach und nach zu einem weltweit vermarkteten Medienereignis mit zahlreichen Nachahmerveranstaltungen auf Lizenzbasis. Und Jung wurde zum festen Bestandteil dieser Szene. 21-mal nahm er bislang an IronmanWettbewerben teil, wovon er 19 erfolgreich beendete. Mit der TriathlonLangdistanz wuchs auch die Liebe zum extremen Radfahren. Und so nahm Jung diverse Male an einwöchigen Alpenrennen für Jedermann teil – Länge: 800 bis 900 Kilometer, bei rund 20.000 Höhenmetern. Doch immer wenn der Zahnarzt seine Komfortzone erfolgreich ausgeweitet hatte, brauchte er neue Herausforderungen. So kam er schließlich zum Langstrecken-Schwimmen. „Ich dachte es wird Zeit, dass ich mal etwas mache, was ich nicht so gut kann“, erinnert er sich. „Denn ich bin eigentlich kein Schwimmer.“ Mit Willen, Trainingseifer und professioneller Hilfe von einem lokalen Schwimmtrainer änderte sich das. SLALOM ZWISCHEN CONTAINERSCHIFFEN In der Folge gelang Jung 2014, 2015 und 2016 jeweils eine erfolgreiche Bodenseequerung von Friedrichshafen nach Romanshorn, die Distanz beträgt 11,2 Kilometer, mindestens – „das wäre halt die Ideallinie“. 2018 steigerte er die Distanz und bewältigte einen Marathon-Schwimmwettbewerb von Rapperswil nach Zürich. Die 26-Kilometer-Strecke durch den Zürichsee ist zwar Jungs längste – er war elfeinhalb Stunden im Wasser –, aber nicht seine spektakulärste Langstreckenerfahrung als Schwimmer. „Das war definitiv die Querung der Straße von Gibraltar 2019“, sagt er, auch wenn der Slalom um die Containerschiffe aus aller Welt „nur“ 18 Kilometer lang war – plus Ausweichmanöver. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Zahnarzt aber bereits eine neue, noch extremere und exotischere Passion für sich entdeckt: das Eisschwimmen. Also Wettkampfschwimmen gegen die Uhr in weniger als 5 Grad kaltem Wasser – nur mit Badehose, -kappe und Schwimmbrille bekleidet. Die Eisschwimmen Murmansk 2019 Alle Fotos: Jung 46 | GESELLSCHAFT

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