zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1292) MKG-CHIRURGIE Der externe Sinuslift mit autologem Knochen Martin Lissek, Jürgen Schäfer Den vielen Vorteilen von autologem Knochen als Augmentationsmaterial stehen als bekannte Nachteile insbesondere das zweite Operationsgebiet und die Verlängerung der Operationsdauer gegenüber. Der zusätzliche Zeitaufwand lässt sich jedoch mit Übung und Methodik auf etwa fünf bis zehn Minuten verkürzen. Der Beitrag zeigt am Patientenfall, warum der autologe Knochen weiterhin als Goldstandard gelten sollte und wie durch eine intraorale Entnahmetechnik ein biologisch hochwertiges Transplantat gewonnen werden kann. Die anamnestisch unauffällige 56-jährige Patientin erschien auf Überweisung ihres Hauszahnarztes mit dem Wunsch nach festsitzendem Zahnersatz zur Beratung in unserer Praxis. Die Patientin hatte schon vor einigen Jahren mehrere Implantationen in unserer Klinik durchführen lassen und lehnte einen herausnehmbaren Zahnersatz ab. Bei der intraoralen Befundaufnahme zeigte sich ein konservativ und prothetisch suffizient versorgtes Gebiss sowie eine Freiendsituation im zweiten Quadranten mit fehlenden Zähnen Regio 25–28 und eine Schaltlücke in Regio 36. Röntgenologisch konnte im Orthopantomogramm in Regio 25 und 26 eine Restknochenhöhe von 2,5 bis 3 mm festgestellt werden, wodurch ein externer Sinuslift nötig wurde, um die gewünschte Implantatversorgung zu realisieren. Nach ausführlicher Aufwands-, Kosten- und Risikoaufklärung stimmte die Patientin der Behandlung zu. Präoperativ erfolgte eine antibiotische Abschirmung (Amoxicillin+Clavulansäure). Zuerst wurden eine krestale Schnittführung mit mesialer Entlastung von Regio 28 bis 24 durchgeführt und ein Mukoperiostlappen gebildet. Nach der initialen Osteotomie zur Implantatpositionierung erfolgten die Präparation des Kieferhöhlenfensters mittels Kugeldiamant und die Darstellung der Sinusmembran. Die Membran wurde mit Handinstrumenten angehoben und auf Unversehrtheit kontrolliert. Im Anschluss erfolgten die Implantatbohrungen entsprechend dem Herstellerprotokoll. Das Knochentransplantat wurde retromolar im Bereich des rechten Kieferwinkels gewonnen. Nach paramarginaler Schnittführung und Darstellung des breiten Kieferkamms wurden mithilfe eines 6 mm breiten Trepanbohrers (Ustomed®, Tuttlingen, Deutschland) drei Knochenstollen entnommen. Anschließend folgte die Zerkleinerung in einer Knochenpresse (Ustomed®, Tuttlingen, Deutschland) zu einem eher nadelförmigen Augmentat. Mit diesen nadelförmigen Knochenstücken aus der Knochenpresse lässt sich selbst in Grenzfällen mit einer Restknochenhöhe im Bereich von 1 mm häufig eine zufriedenstellende Primärstabilität der Implantate erreichen, so dass bei der überwiegenden Mehrzahl der Operationen ein einzeitiges Vorgehen ermöglicht wird, was auch bei diesem Eingriff realisiert worden konnte. Es folgten die Insertion eines Implantats 4,1 x 10 mm (Straumann®Standard, Tissue Level) in Regio 25 und eines Implantats 4,8 x 10 mm (Straumann®Standard, Tissue Level) in Regio 26 (Straumann®, Basel, Schweiz) sowie ein Wundverschluss ohne Periostschlitzung und unter minimaler Spannung. Essenziell in unserem Konzept ist eine intensive Nachbetreuung der Patienten in den folgenden Tagen. In der ersten Woche nach dem Eingriff, die die wichtigste Betreuungsphase darstellt, erschien die Patientin viermal. Dabei wurden der Heilungsverlauf, die Wundsekretbildung und das Schmerzniveau kontrolliert. Vor allem die retromolare Entnahmestelle neigte zur Bildung von Exsudaten, die eine potenzielle Wundheilungsstörung auslösen können. Diese wurden durch leichte Palpation aus der Wunde exprimiert. Die Patientin beAbb. 1: Präoperatives OPG Quelle: Jürgen Schäfer 50 | ZAHNMEDIZIN
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=