zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1293) richtete über ein Schmerzniveau, das mit dem einer einfachen Weisheitszahnentfernung zu vergleichen war. Die Nahtentfernung fand am zehnten postoperativen Tag statt. Die Abschlusskontrolle und die darauffolgende prothetische Versorgung durch den Hauszahnarzt erfolgten nach drei Monaten. DISKUSSION Die Technik des externen beziehungsweise lateralen Sinuslifts wurde erstmals 1977 von Tatum und nachfolgend von Boyle beschrieben – sie existiert dementsprechend schon seit über 40 Jahren [Pj und James, 1980; Boyle et al., 1985; Tatum, 1986]. Seitdem wird sie weltweit erfolgreich und äußerst vorhersagbar eingesetzt, um das vertikale Knochenangebot im Seitenzahnbereich des Oberkiefers zu vergrößern. Im aktuellen ITI Treatment Guide zur Sinusbodenaugmentation wird der externe Zugang ab einem vertikalen Knochenangebot von weniger als 6 mm empfohlen [Chen et al., 2021]. Ob diese Empfehlung in Zeiten von (ultra-)kurzen Implantaten, stark konischen Gewinden oder Techniken wie der Osseodensification uneingeschränkt Bestand hat, sollte Gegenstand weiterer wissenschaftlicher Diskussionen sein [Cruz et al., 2018; Padhye et al., 2020]. Klar ist, dass der externe Sinuslift in Fällen mit starker Knochenatrophie meist die einzig mögliche Behandlungsoption darstellt. Gegenstand vielfältiger wissenschaftlicher Studien war und ist die Wahl des Füllmaterials zur Augmentation. Wissenschaftlich beschrieben wurden autologe, allogene, xenogene und synthetische Materialien, die in den meisten Fällen zufriedenstellende Ergebnisse lieferten [Al-Nawas und Schiegnitz, 2014]. Möglich ist sogar der Verzicht auf ein Transplantat, wobei die Membran der Kieferhöhle vom inserierten Implantat angehoben wird, wie der Kollege Engelke in Ausgabe 11/2021 der zm anschaulich darstellen konnte [Engelke, 2021]. In der aktuellen S2k-DGZMK-Leitlinie „Implantologische Indikation für die Anwendung von Knochenersatzmaterialien“ wird allen erhältlichen Materialien eine Empfehlung ausgesprochen, was durch die Ergebnisse mehrerer Reviews unterstützt wird [AlNawas und Schiegnitz, 2014; DaneshSani et al., 2017]. Aktuellere systematische Übersichtsarbeiten kommen allerdings zu dem Ergebnis, dass autologer Knochen noch immer als der Goldstandard betrachtet werden sollte und signifikant bessere Ergebnisse in Bezug auf die Neuformation von Knochen erreicht [Raghoebar et al., 2019; Stumbras et al., 2019]. Die überlegenen biologischen Eigenschaften des autologen Knochens führen zu mehreren klinisch bedeutsamen Vorteilen: Da der Spender gleichzeitig der Empfänger ist, besteht absolute Unbedenklichkeit in Bezug auf Infektionen und immunologische Abstoßungsreaktionen. Dank verschiedener bioaktiver Moleküle wie beispielsweise BMPs (bone morphogenetic proteins), VEGF (vascular endothelial growth factor), OPG (Osteoprotegrin) sowie osteogenen Zellen wirkt autologer Knochen im Gegensatz zu allen anderen erhältlichen Materialien auch osteoinduktiv [Miron et al., 2013]. Dadurch ergibt sich eine signifikant schnellere Umbaurate des Knochens, was zu früheren Belastungsmöglichkeiten der Implantate und kürzeren Behandlungszeiträumen führt [Handschel et al., 2009]. Obwohl der autologe Knochen noch immer als der Goldstandard beim externen Sinuslift betrachtet werden kann, scheint er im Praxisalltag und in den Fortbildungskatalogen nicht den entsprechenden Anklang zu finden. So konnte eine Erhebung aus Abb. 3: OPG drei Monate postoperativ Quelle: Jürgen Schäfer Abb. 2: Postoperatives OPG Quelle: Jürgen Schäfer DR. MED. DENT. MARTIN LISSEK Klinik für Kieferchirurgie, Implantologie und Gesichtschirurgie Limburg an der Lahn, Dr. Dr. Jürgen Schäfer, Dr. Frank Gemmeker Wiesletstr. 1, 65549 Limburg m.lissek@mailbox.org Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 51
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