Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1294) den USA zeigen, dass dort nur 15 Prozent der Kollegen überhaupt mit autologem Knochen arbeiten [Miron und Zhang, 2019]. Die Ursache dieser Zurückhaltung unter den implantologisch tätigen Kollegen ist für uns nur schwer nachvollziehbar. Das Argument, dass die Gewinnung des autologen Transplantats eine deutliche Verlängerung der Operationsdauer bedeutet, können wir kaum gelten lassen. Bei einer gewissen Übung wird die Operationsdauer nur unwesentlich verlängert. Eine Auswertung von 30 Filmmitschnitten von Operationen in unserer Praxis konnte zeigen, dass die Knochenentnahme vom ersten Schnitt im Kieferwinkel bis zur letzten Naht einen Zeitraum von fünf bis zehn Minuten in Anspruch nimmt. Zusätzlich lässt sich durch die Verwendung von autologem Knochen das Misserfolgsrisiko im Augmentationsbereich verringern und damit der Behandlungserfolg erhöhen. Im Gegensatz zu Knochenersatzmaterialien kommt es praktisch nie zu einer Entzündung und Abstoßung des Augmentationsmaterials, was eine so schwerwiegende Destruktion des Knochens und Vernarbung der Schneiderschen Membran hervorrufen kann, dass eine Versorgung mit festsitzendem Zahnersatz nicht mehr realisierbar ist. Selbst eine Luxation von Knochen in den Sinus maxillaris über eine Membranperforation bedarf in den seltensten Fällen einer chirurgischen Intervention. Die Erfahrung aus unseren Fortbildungen zeigt, dass viele Kollegen nach den ersten Praxisübungen positiv von der Simplizität des Prozederes überrascht sind. Der Griff zum fertig abgepackten Ersatzmaterial bleibt natürlich einfacher, rechtfertigt für uns jedoch nicht immer den Verzicht auf den Goldstandard. Dank der schnellen Umbaurate des autologen Transplantats kann die prothetische Versorgung schon nach drei bis vier Monaten beginnen. Zu den bekannten Nachteilen von autologen Transplantaten gehören ein zweites Operationsgebiet, eine dadurch bedingte erhöhte PatientenAbb. 4: a: Schnittführung, b: Fräsen der Bohrmarkierungen, c: Präparation des Kieferhöhlenfensters mit Kugeldiamanten, d: Anheben der Schneiderschen Membran, e: Implantatbohrungen, f: retromolare Knochenentnahme mit Trepanbohrer, g: autologes Knochentransplantat, h: Augmentation der Kieferhöhle, i: inserierte Implantate Fotos: Mart in Lissek a b c d e f g h i DR. MED. DR. MED. DENT. JÜRGEN SCHÄFER Klinik für Kieferchirurgie, Implantologie und Gesichtschirurgie Limburg an der Lahn, Dr. Dr. Jürgen Schäfer, Dr. Frank Gemmeker Wiesletstr. 1, 65549 Limburg Foto: Martin Lissek

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