Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1295) morbidität, eine Steigerung des Behandlungsrisikos sowie eine längere Operationsdauer. Bei der von uns präferierten Entnahmetechnik mittels Trepanbohrer muss vor allem die Schonung des N. alveolaris inferior beachtet werden. In unserer Praxis werden beim externen Sinuslift im allergrößten Teil der Fälle Tissue-Level-Implantate verwendet. Der Hauptgrund ist die wissenschaftlich belegte überdurchschnittliche Periimplantitisresistenz [Derks et al., 2015; Buser et al., 2012; Buser et al., 1999; van Velzen et al., 2015]. Zusätzlich kann der tulpenförmige Implantathals bei Knochenangeboten von weniger als 1 mm vor einer Luxation des Implantats in die Kieferhöhle schützen. Entgegen der im Allgemeinen geforderten absoluten Spannungsfreiheit beim Wundverschluss entlasten wir den vestibulären Lappen in der Regel nicht und vernähen diesen unter minimaler Spannung. Wir sind uns bewusst, dass dies nicht den chirurgischen Grundsätzen entspricht. Es handelt sich jedoch um eine kalkulierte Vorgehensweise mit einem klaren Ziel. Hintergrund dieser Methode ist eine gewünschte Dehiszenz der Wundränder nach circa zwei bis vier Wochen. Die Patienten unterstützen diesen Vorgang, indem sie zwei Wochen postoperativ damit beginnen, durch reibende Bewegungen mit in CHX-Lösung getränkten Tupfern das OP-Gebiet zu bearbeiten. Sobald die Deckschrauben der Implantate sichtbar werden, putzen die Patienten mit einer mittelharten Handzahnbürste über denselben Bereich. Dieses Vorgehen hat unserer Meinung nach zwei entscheidende Vorteile: Durch die Mikrobelastung beim Putzen werden Impulse vom Implantat auf den transplantierten Knochen übertragen, was die Durchbauung des Knochens im Sinne eines Preloads fördert. Zweitens entsteht durch die Wunddehiszenz in Verbindung mit der Reizung durch die Bürste eine feste, derbe Narbe um den polierten Implantatkragen, die im Laufe der Heilung kontrahiert. Diese Narbe scheint unserer Erfahrung nach einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung Abb. 5: Fall 1 (61 Jahre bei OP): präoperativ, postoperativ, Status nach 12 Jahren Quelle: Jürgen Schäfer Abb. 6: Fall 2 (60 Jahre bei OP): präoperativ, postoperativ, Status nach 12 Jahren Quelle: Jürgen Schäfer Abb. 7: Fall 3 (58 Jahre bei OP): minimale Restknochenhöhe (< 1 mm) Regio 16 Quelle: Jürgen Schäfer ZAHNMEDIZIN | 53

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