zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1296) einer zukünftigen Periimplantitis zu leisten und ihren Ursprung in einer verstärkten Keratinisierung der Gingiva zu haben, was schon 1972 experimentell untersucht wurde [Ian McKenzie, 1972]. Die unter Umständen auftretende ästhetische Einschränkung in nicht sichtbaren Kieferabschnitten wird in der Regel von den Patienten im Sinne der Haltbarkeit akzeptiert. Wir können diese Vorgehensweise nicht mit wissenschaftlichen Studien untermauern, sie hat sich jedoch in unserer Praxis über knapp zwei Dekaden hinweg als vorhersehbar und erfolgreich herauskristallisiert. DATEN AUS UNSERER PRAXIS In den vergangenen 19 Jahren wurden vom Koautor dieses Beitrags 900 externe Sinuslifts mit autologem Knochen in unserer rein ambulanten Klinik durchgeführt. Eine Auswertung der Daten zeigte primäre Misserfolgsraten von circa 1 Prozent. Wir konnten dreimal eine Verlagerung des Implantats in die Kieferhöhle beobachten, jeweils bei einer Restknochenhöhe unter 1 mm. Bei all diesen Fällen handelte es sich um einen doppelseitigen Sinuslift. Wir vermuten eine zu starke und zu frühe Belastung bei der Nahrungsaufnahme. Aus diesen Gründen sehen wir inzwischen bei dualen Sinuslifts und sehr geringer Restknochenhöhe von einem einzeitigen Vorgehen ab. Bislang mussten wir acht unserer Implantate aufgrund einer zu weit fortgeschrittenen Periimplantitis entfernen. In drei dieser Fälle konnte ohne erneute Augmentation implantiert werden. Misserfolge bestehen in der Regel aus einer fehlenden Osseointegration der Implantate bei einem einzeitigen Vorgehen. Meist war die eigentliche Knochenaugmentation trotz der Implantatabstoßung erfolgreich, so dass eine erneute Implantation ohne Augmentation möglich ist. Die Reimplantation erfolgt nach der abgeschlossenen Durchbauung des Transplantats. In OPGs von Fällen, in denen rein autolog transplantiert wurde, fällt unter Umständen eine Sinterung des Knochens um die Implantatspitze auf. Eine frühe Belastung der Implantate kann diesem Vorgang entgegenwirken. Die Hauptbelastung beim Kauvorgang trägt bekannterweise der Knochen im koronalen Drittel des Implantats, der Druck lässt Richtung apikal immer mehr nach [Himmlová et al., 2004]. An der Implantatspitze erfährt der Knochen unter Umständen dann keinerlei Belastung mehr und atrophiert dementsprechend, was jedoch zu keiner Verschlechterung der Prognose führt. Betont werden muss, dass diese „Inaktivitätsatrophie“ unsere persönliche Hypothese ist. Auch in der Literatur konnte allerdings bisher kein negativer Effekt auf die Implantatüberlebensrate festgestellt werden [Chen et al., 2021]. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieser Effekt ab einer Implantatlänge über 10 mm signifikant zunimmt, so dass wir inzwischen nur Implantate mit einer maximalen Länge von 10 mm verwenden. In den Abbildungen 6 bis 9 sind mehrere Fälle mit langem Beobachtungszeitraum dargestellt. Beachtenswert ist vor allem der zu beobachtende vollständige Umbau des Knochens inklusive der Ausbildung einer neuen Kompakta. Die augmentierten Bereiche sind nach wenigen Jahren nicht mehr als solche zu erkennen. Die Arbeit mit autologem Knochen ist insbesondere für die Patientengruppe interessant, die bevorzugt nach biologisch sicher verträglichen Behandlungen sucht. Dieser Trend nimmt unseren Beobachtungen nach stetig zu. ! Zum Patientenfall ist bei YouTube ein Operationsvideo verfügbar: https://www.youtube. com/watch?v=oUQjR JiPPmo Abb. 8: Fall 4 (50 Jahre bei OP): minimale Restknochenhöhe Regio 27, präoperativ, postoperativ, Status nach 11 Jahren Abb. 9: Fall 5 (64 Jahre bei OP): präoperativ, postoperativ, Status nach 7 Jahren mit ausgebildeter Kompakta Quelle: Jürgen Schäfer Quelle: Jürgen Schäfer ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 54 | ZAHNMEDIZIN
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