Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1299) erstellung zunächst mit der Erstellung systematischer Reviews, die den wissenschaftlichen Hintergrund lieferten. Die Expertise deutscher Autorinnen und Autoren (Becker, Düsseldorf; Dommisch, Berlin; Jepsen, Bonn; Lukman, Frankfurt; Ramanauskaite, Frankfurt; Schaller, München; Schwarz, Frankfurt; Walter, Greifswald; Wolfart, Aachen) floss dabei in drei der 13 systematischen Übersichten ein. Pandemiebedingt konnte die eigentliche Konsensuskonferenz in Spanien dann erst im November 2021 in Präsenz stattfinden. 80 Experten aus 20 Ländern (Abbildung 1) – darunter Vertreter europäischer Fachgesellschaften aus anderen Bereichen der Zahnmedizin (Kieferorthopädie, Zahnerhaltung, Prothetik, Implantologie) haben in vier Arbeitsgruppen unterschiedliche Aspekte der Therapie einer Stadium IV Parodontitis analysiert: \Arbeitsgruppe 1 (Jepsen, Sanz): Die Behandlung der Stadium-IVParodontitis mit pathologischen Zahnwanderungen durch kombiniert parodontologische und kieferorthopädische Therapie. \Arbeitsgruppe 2 (Kebschull, Sculean): Die Behandlung der Stadium-IV-Parodontitis mit Zahnverlust / eingeschränkter Kaufunktion / Bisshöhenverlust durch partielle Rehabilitation mit zahn- oder implantatgetragenem Zahnersatz. \Arbeitsgruppe 3 (Berglundh, Papapanou, Tonetti): Die Behandlung der Stadium-IVParodontitis mit Zahnverlust / eingeschränkter Kaufunktion / Bisshöhenverlust durch komplette/ totale Rehabilitation mit zahnoder implantatgetragenem Zahnersatz. \Arbeitsgruppe 4 (Chapple, Herrera): Die Langzeitergebnisse parodontaler Therapie im Stadium IV mit Wiederherstellung der Kaufunktion und deren Auswirkung auf Lebensqualität und Allgemeingesundheit. ERGEBNISSE Im Ergebnis der Gruppenarbeit und des formalen Konsensusprozesses wurden schließlich die folgenden vier typischen Szenarien einer StadiumIV-Parodontitis unterschieden und die jeweils erforderliche spezifische interdisziplinäre Behandlung mit entsprechenden Empfehlungen in den therapeutischen Stufenplan der Parodontitistherapie eingebettet (Abbildung 3): Falltyp 1: Patienten mit erhöhter Zahnbeweglichkeit und sekundärem okklusalem Trauma, bei denen Korrekturen durch Schienungsmaßnahmen möglich sind. Hierzu wurden zwei Empfehlungen verabschiedet. Falltyp 2: Patienten mit pathologischen Zahnwanderungen, gekennzeichnet durch Elongationen und Auffächerungen der Zähne, die durch eine kieferorthopädische Therapie korrigiert werden können. Hierzu wurden acht Empfehlungen und ein Behandlungsalgorithmus verabschiedet, der insbesondere die wichtige zeitliche Abstimmung zwischen PAR- und KFO-Therapie illustriert. Falltyp 3: Teilbezahnte Patienten, die mit partiellem Zahnersatz prothetisch restauriert werden können. Hierzu wurden sieben Empfehlungen verabschiedet. Weitere sechs Empfehlungen beziehen sich gleichermaßen auf den Falltyp 4. Falltyp 4: Teilbezahnte Patienten, die nur durch eine komplette Rehabilitation des gesamten Zahnbogens, entweder zahn- oder implantatgestützt, wiederhergestellt werden können. UNIV.-PROF. DR. MED. DENT. DR. MED. SØREN JEPSEN, M.S. Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstr.17, 53111 Bonn soeren.jepsen@ukbonn.de Foto: privat Abb. 2: Die deutsch(sprachig)en Experten auf dem Leitlinien-Workshop der EFP (v.l.n.r.): Prof. Falk Schwendicke, Prof. Søren Jepsen, Prof. Sebastian Paris, Prof. Henrik Dommisch, Dr. Jan Derks, Prof. Bilal Al-Nawas, PD Karin Jepsen, Prof. Bettina Dannewitz, Prof. Frank Schwarz, Prof. Stefan Wolfart, Prof. Moritz Kebschull, Prof. Thomas Dietrich, Prof. Henning Schliephake, Prof. Anton Sculean Quelle: EFP ZAHNMEDIZIN | 57

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