Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1307) ziierten Forschungsstelle, so lässt sich dieses Verhältnis im Spannungsfeld von „Annahme und Ablehnung“ verorten – wobei der Ablehnung in der jüngeren Vergangenheit vielleicht größere Bedeutung zukam als der Annahme [Tascher, 2012]. Die Sammlung Proskauer-Witt und die „Forschungsstelle zur Geschichte der Zahnheilkunde“ sind untrennbar mit dem Leben und Wirken des jüdischen Zahnmediziners Curt Proskauer (1887–1972) verwoben. Dieser hatte bis 1926 eine beachtliche dental-historische Privatsammlung zusammengetragen, bestehend aus „fachspezifische[n] Gemälde[n], zahnheilkundliche[n] Werkzeuge[n], historische[n] Urkunden und Fachbücher[n]“ [Groß, 2006, 226]. Beherbergt wurden die genannten Stücke zunächst im zahnärztlichen Universitäts-Institut in Breslau [Groß, 226–227]. Mit dem Wechsel der Institutsleitung sah sich Proskauer gezwungen, eine neue Unterkunft für die Sammlung zu finden. Getragen von der Idee, eine „Zentralstelle für die Erforschung der Geschichte der Zahnheilkunde“ ins Leben zu rufen, bot Proskauer die Sammlung zuerst als Leihgabe dem „Reichsverband der Zahnärzte Deutschlands e.V.“ (RV) an. In der Folge und durch die Initiative des damaligen RV-Generalsekretärs und Zahnarztes Fritz H. Witt (1887–1969), der ein ehemaliger Studienkollege Proskauers war, verkaufte dieser im März 1927 die vom Medizinhistoriker Karl Sudhoff (1853–1938) auf 50.000 Reichsmark geschätzte Privatsammlung an den RV [Groß, 2006, 227; Heidel, 2004, 266; Tascher, 2012, 96]. Proskauer selbst fungierte anschließend als Leiter des neu entstandenen „Reichsinstitut für Geschichte der Zahnheilkunde“ und der dazugehörigen Bibliothek. Institut und Bücherei fanden in der Bülowstraße 104, dem damaligen Sitz des Zahnärztehauses in Berlin, ein Zuhause. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der jüdischstämmige Proskauer gezwungen, sein Amt niederzulegen; die Restzahlung der durch den RV noch zu tilgenden Kaufsumme der Sammlung wurde ausgesetzt. Wie eine Vielzahl von jüdischen Zahnmedizinern und Abb. 2: a: das Dentalhistorische Museum in Zschadraß, b: Behandlungszimmer um 1880, c: Dentallabor Ende 19. Jahrhundert a b c Fotos: Dentalmuseum GESELLSCHAFT | 65

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